Malen im Restaurant

Art Night heisst die Kreativbewegung, die Essen und Kunst verbindet und aus Gastrobetrieben Malateliers macht. Jetzt ist sie in der Schweiz angekommen.
Text: Virginia Nolan – Fotos: z. V. g.
Veröffentlicht: 27.07.2018
Wer an der ArtNight unter fachkundiger Anleitung zwei Stunden lang den Pinsel schwingen will, zahlt 54 Franken inklusive Material. Für Essen und Getränke im Gastgeber-Betrieb kommen die Kursteilnehmer separat auf.

«Für Gastronomen ist Art Night eine Gelegenheit, neues Publikum auf sich aufmerksam zu machen

Was haben lukullische Genüsse und Kunstwerke gemeinsam? Sie sollen unseren Sinnen schmeicheln, zum Beispiel. Grund genug, Essen und Kunst öfter einmal unter einen Hut zu bringen, findet die Kreativbewegung Art Night. Das gleichnamige Start-up wurde 2016 von den zwei Jungunternehmern Aimie Carstensen-Henze und David Neisinger in Deutschland gegründet und durch die Vox-Fernsehsendung «Die Höhle der Löwen» bekannt. Die Geschäftsidee des Duos ist so einfach wie bestechend: An mehreren Abenden pro Monat verwandeln die beiden ausgesuchte Bars und Restaurants in temporäre Malateliers und laden Gäste unter Anleitung erfahrener Künstler dazu ein, den Pinsel zu schwingen. Dem Gastgeber bleibt die Aufgabe, für eine inspirierende Umgebung und das leibliche Wohl von bis zu 30 Kursteilnehmern zu sorgen, die anschliessend mit Gaumenfreuden im Bauch und Bild unter dem Arm nach Hause gehen.

Neuerdings gibt es Art Night auch in der Schweiz, bisher in Zürich und Basel. Dahinter stehen die Kommunikationsprofis und Geschwister Saskia und Mario Iten, die über ihre Agentur Netwerkk die Lizenz erworben haben, die Geschäftsidee hierzulande einzuführen. «Wir bieten eine ganz neue Form der Abendunterhaltung», sagt Saskia Iten. «Eine Art Kontrapunkt zum digitalen Alltag. Malen entspannt Menschen, verbindet sie und inspiriert zum Austausch – und die zuletzt entstandenen Werke zeigen ganz deutlich: Jeder kann ein Künstler sein.» Eine Art Night soll aber nicht nur Malfreunde und Kunstinteressierte erfreuen, sondern auch Gastronomen in die Hände spielen, wenn es nach Iten geht: «Für sie ist die Veranstaltung eine interessante Gelegenheit, neues Publikum auf sich aufmerksam zu machen und auch an umsatzschwächeren Tagen Gäste anzuziehen.»

Eine Art Night soll nicht nur Kunstfreunde anlocken, sondern dem Gastgeber auch neues Publikum generieren. Etwa Passanten, die im Vorbeigehen Halt machen, staunen – und bleiben.
Das Restaurant als Malatelier: Der Pilotversuch im Pic Chic in Zürich ist geglückt.

Dem pflichtet Andreas Feuz bei. «Der Pilotversuch in unserem Betrieb war ein voller Erfolg», sagt der Betriebsleiter im Pic Chic an der Zürcher Bahnhofstrasse. «Dank gutem Wetter konnten wir den Event draussen durchführen. Die Kursteilnehmer zogen mit ihren Staffeleien ganz offensichtlich das Interesse der Passanten auf sich. Viele machten Halt, beobachteten die Malenden oder tauschten sich mit ihnen aus, so hat sich ganz spontan eine Art Treffpunkt ergeben.» Für ihn als Gastgeber sei der Aufwand relativ gering gewesen, und die Teilnehmer hätten erfreulich gut konsumiert, freut sich Feuz: «Ich glaube, unser Marktstandkonzept, nach dem sich jeder zeitunabhängig und nach eigenem Gusto verpflegen kann, kam der Sache entgegen.»

Bei jeder Art Night steht ein bestimmtes Thema im Vordergrund. Bei der ersten Durchführung im Pic Chic war es die Skyline der Limmatstadt, im August stehen mit Paint like Banksy oder Frida Kahlo etwa die Techniken des britischen Street-Art-Künstlers und der mexikanischen Mal-Ikone auf dem Programm. Feuz und das Pic Chic rangieren erneut unter den Gastgebern, ebenso sind das Hotel Sheraton in Zürich-West, das Hiltl an der Langstrasse und die Brasserie Freilager dazugekommen. In Basel sind das Zic Zac, das Barock-Café sowie die Bar Sandoase und das Restaurant Besenstiel mit von der Partie. «Weitere Lokalitäten stossen laufend dazu», sagt Iten. Man freue sich jederzeit über weitere Interessenten. «Die wichtigste Voraussetzung an den Betrieb», sagt Iten, «ist eine geeignete Infrastruktur zum Malen: Also am besten keine Teppichböden oder Dinge, die umfallen und kaputt gehen könnten. Und das Ambiente muss stimmen.» Das Verpflegungskonzept sei dem Gastgeber überlassen, «es soll unkompliziert sein und so ausgerichtet, dass jederzeit eine kleine Stärkung drin liegt».

Mehr Informationen über Art Night gibt es hier.



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