«In den letzten 40 Jahren haben wir keinen Strom zugekauft.»
«Aqua – was?» Mit dieser Frage starten die meisten Gespräche mit den Gründern des Food-Start-ups Blün. «Aquaponik ist eigentlich ein uraltes System der Kreislaufwirtschaft, das die Bauern schon seit Jahrhunderten anwenden, wenn sie mit dem Dung ihrer Tiere die Felder fruchtbarer machen. Das Gleiche machen wir mit unseren Fischen und dem Wasser, in dem sie schwimmen, das wir als Dünger für unser Gemüse nutzen», erklärt Gregor Hoffmann aus Wien.
Hoffmann gehört zu dem Produzentenquartett hinter Blün. Blün – das ist die Verbindung von Blau und Grün und von Fischen mit Gemüse. Trendig ist es schon lange, sich mehr mit Gesundheit und Ernährung zu beschäftigen. Menschen wollen wissen, woher ihr Essen kommt. Sie besuchen nahe Märkte und kaufen in kleinen Läden, beim «Greissler». Deshalb ist es kein Wunder, dass lokal produziertes Gemüse sowie Fische aus Wien begehrt sind und mittlerweile auf Speisekarten von 50 Restaurants der Hauptstadt stehen.
Aber was bedeutet Aquaponik nun eigentlich genau? Wenn Fischzucht und Gemüseanbau in einem geschlossenen Kreislauf vereint sind, dann spricht man von Aquaponik. Es ist eine Technologie, bei der kein Wasser verloren geht. Das Wiener Hochquellwasser, in dem die Fische schwimmen, wird zur flüssigen Nahrung für die Pflanzen im Glashaus, in dem Auberginen, Tomaten, Gurken sowie Zucchini heranwachsen.
Das gefilterte Wasser ist durchzogen von natürlichem Fischdünger, der das Gemüse beim Wachsen unterstützt und weder Schwermetalle noch Umweltgifte enthält, da die Fische – genauer Welse – indoorgezüchtet werden. Somit sind auch sie frei von diesen Schadstoffen. In solch einem geschlossenen Kreislauf geht nichts verloren, alles wird verwertet.
Vom Dünger zum Biogas
Auch Markus Gstach aus Vorarlberg hat sich ganz der Kreislaufwirtschaft verschrieben. Gemeinsam mit seinem Vater widmete er sich schon vor 40 Jahren der Frage, was man mit der Gülle aus der Schweinehaltung machen kann. Biogas, lautete damals die Antwort, die bis heute unverändert gilt. Damit war der Betrieb einer der ersten in Europa, die aus Gülle Energie in Form von Strom und Wärme erzeugten. «In den letzten 40 Jahren haben wir keinen Strom zugekauft», berichtet Gstach stolz.
Aber zurück zum Anfang des Schweinebetriebs. Eigentlich züchtete Familie Gstach, wie viele andere Vorarlberger Bauern, Rinder. Es sollte aber eine Veränderung her, um wirtschaftlicher arbeiten zu können. Durch benachbarte Pommes- und Molkerei-Betriebe war schnell klar: Hier wird wertvolles Schweinefutter entsorgt. Denn die Vierbeiner fressen sehr gerne Kartoffelschalen und Molke.