Sie fegt alles, was man an Vorbehalten mitbringen könnte, mit einem Lachen weg.
Während sie handwerklich oft als Meisterinnen und Meister gefeiert werden, eilt den Profis der Patisserie in Sachen Sozialkompetenz kein schmeichelhafter Ruf voraus. Pingelig seien sie, von Berufes wegen, eigenbrötlerisch, ja verschroben. Und Magdalena Liehr? Die fegt, was man an Vorbehalten mitbringen könnte, mit einem Lachen weg. Bei aller Liebe zum exakten Arbeiten, zur Perfektion und zum hohen Spezialisierungsgrad ihres Fachs bleibt die Chefpatissière des Grand Hotels Les Trois Rois in Basel entspannt, plaudert drauflos, während sie ihre auf Kiwi und Gurke basierende Interpretation eines Gin Tonics ins Glas füllt, und entpuppt sich als Zeitgenossin der gut gelaunten Sorte.
Dazu hat sie allen Grund. Es läuft prima für die 37-Jährige, die die Leitung seit April 2020 innehat und in dieser Funktion die Patisserie des Hauses (mit Ausnahme von jener im Cheval Blanc by Peter Knogl) verantwortet. In ihrer Heimat im Südschwarzwald absolvierte Liehr die Kochlehre, im Engadin später die Ausbildung zur Konditorin / Confiseurin. «Ich lege lieber einen engeren Fokus und vertiefe mich in ein Thema», begründet sie. Nach neun Jahren in den Bergen zog es sie ins Unterland. «Ich wollte unbedingt in die Patisserie eines Fünf-Sterne-Hauses.» Im Les Trois Rois stieg sie Anfang 2018 als Commis in der Dessertküche ein und zeigte rasch, wie viel kreative Energie in ihr steckt. Ihr eigenes Ziel verfehlte sie damit deutlich: «Ich hatte mir vorgenommen, nach zehn Jahren Chefpatissière zu sein.»
Den Höhepunkt ihrer bisherigen Karriere erreichte Liehr Ende November: An den Plumes d’Or, der Preisverleihung unter den französischen Gastrojournalistinnen und -journalisten, war sie fürs Dessert zuständig und sorgte bei der illustren Gästeschar in Paris für Begeisterung. Nicht zuletzt bei Spitzenköchin Anne-Sophie Pic, die hervorhob: «Ein sehr spannendes Dessert, bei jedem Löffel entdeckte ich neue Aromen.» Gepunktet hatte Liehr mit ihrer Kreation «Noire est la forêt», einer Hommage an die Heimat, mit der sie nicht nur ihr Talent und Können unter Beweis stellen, sondern auch zeigen konnte, was sie am liebsten tut: klassischen Süssspeisen wie eben der Schwarzwälder Kirschtorte ihren Stempel aufdrücken. Selbstbewusst und verspielt, mit Pep, Punch und Produkten bester Qualität, dafür ohne Farb- und Konservierungsstoffe, Gold oder Silber. Kurz: «Ich mag es natürlich.»
Grand Hotel Les Trois Rois, Blumenrain 8, 4001 Basel, 061 260 50 50, lestroisrois.com