Am Anfang steht, was übrigbleibt: Im aargauischen Ort Nesselnbach sammelt die Recycling Energie AG Rüst- und Speiseabfälle aus Gastronomie, Detailhandel oder Industrie ein und produziert daraus in einem ausgeklügelten Verfahren Biogas respektive Ökostrom. Der Verwertungsgrad des Konzepts liegt bei sagenhaften 100 Prozent: In einem letzten Schritt stellt das Unternehmen aus den organischen Abfällen noch Dünger her, den Bauern in der Region auf ihren Feldern ausbringen. Und gebrauchtes Frittieröl bereitet die Recycling Energie AG zu hochwertigem Biodiesel auf, mit dem sie nicht zuletzt ihren gesamten Fuhrpark betankt.
«Die Nährstoffe bleiben vollständig im Kreislauf, und wir arbeiten komplett CO2-neutral», erklärt Inhaber und Geschäftsführer Werner Humbel. Mit dem Aufbau der grössten Biogasanlage der Schweiz ist ihm ein Coup gelungen. Dabei hatte er schlicht aus der Not eine Tugend gemacht: Als Besitzer einer Schweinemast sammelte er die Speiseabfälle ursprünglich zur Fütterung der Tiere ein. Als das im Jahr 2011 verboten wurde, suchte er eine neue sinnvolle Verwertungsstrategie – und setzte fortan auf die Produktion von Biogas. Seit September 2011 ist Humbels Anlage nun bereits am Netz und versorgt inzwischen 6000 Haushalte mit sauberem Strom. Insgesamt produziert die Recycling Energie AG pro Jahr elf Millionen Kubikmeter Biogas, drei Millionen Liter Biodiesel und 63 000 Tonnen biozertifizierten Dünger.
Eindrücklich ist aber auch die Menge, die in Nesselnbach an Nahrungsmittelabfällen hereinkommt: 210 Tonnen pro Tag. Ein beträchtlicher Teil davon stammt aus der Gastronomie. Die Recycling Energie AG zählt viele der grossen Gastronomiegruppen zu ihren Kunden, zahlreiche Heime und Spitäler, dazu alle Kasernen des Landes. In den rund 1000 Verpflegungsbetrieben, die sich im Umkreis von 50 Kilometern um die Biogasanlage befinden, sammeln Humbels Mitarbeiter die Abfälle ein. Um den Rest kümmern sich regionale Mitbewerber in seinem Auftrag.