Thalmann mag eine One-Man-Show sein, ein Einzelkämpfer ist er nicht.
Das ist eine dieser Wir-gründen-mal-eine-Firma-in-der-Garage-der-Eltern-Geschichte. Nur spielt sie nicht im Silicon Valley, sondern im Zürcher Weinland. Parallelen zu Steve Jobs oder Bill Gates sind trotzdem erkennbar, betrachtet man die Vita von Patrick Thalmann, dem Gründer und unablässig rotierenden Motor der Winzerei Zur Metzg. Aber der Reihe nach.
2009 beginnt der studierte Wirtschaftsinformatiker, zusammen mit fünf Freunden im Zürcher Weinland eine kleine Reblage zu bewirtschaften. Aus den Trauben keltern sie in besagter Garage Weine für den Eigengebrauch, die erste Produktion beträgt 2400 Flaschen (sic). Doch während sich seine Freunde nach und nach aus dem ziemlich zeitraubenden Hobby verabschieden, findet Thalmann zu seiner wahren Bestimmung.
Die Idee, als Quereinsteiger im Zürcher Hinterland Rotweine in puristischer Burgunderqualität herzustellen, ist, sagen wir mal, ambitioniert. In etwa so, wie wenn man versuchte, auf einem besseren Taschenrechner ein revolutionäres Betriebssystem zu programmieren. Aber Thalmann ist einer, der nicht nur gross denkt – hier die vielleicht wichtigste Parallele zu den Silicon-Valley-Pionieren –, sondern auch akribisch vorgeht. Dass das Zürcher Weinland, diese verwunschen schöne Gegend zwischen dem Rheinfall, Stammheim und Winterthur, in der nationalen Weinlandschaft keine grosse Bedeutunghat, ist dabei nur ein zusätzlicher Ansporn.
«Das Terroir der Region ist hervorragend, so wie auch viele Weine der leider national oft noch unbekannten Winzer», sagt Thalmann. Wir sitzen in den nigelnagelneuen Räumen der Winzerei Zur Metzg in Marthalen. Hier lagert Thalmann seine Rebsäfte und empfängt ab dem 22. Februar interessierte Kunden – in einem filmreifen Ambiente. Die über sieben Meter lange und über 50 Jahre alte Bar aus schwarzem Marmor stand bis letzten Herbst im Zürcher Kongresshaus, so wie auch die Polstergruppe aus bordeauxrotem Leder. Der Rest, der Boden, die Wände und die Decke, sind blendend weiss. Der Raum schreit förmlich danach, dass darin Weine degustiert werden.
Und davon hat Thalmann reichlich. Zum Beispiel den Borstig’ Kerl Weiss, einen spontan vergorenen, über zwei Jahre im Fass ausgebauten und unfiltrierten Räuschling der so gar nichts zu tun hat mit den oft behäbigen Namensvettern von der Zürcher Goldküste. Prunkstücke sind auch der in französischer Eiche ausgebaute Pinot noir *R* pmg (steht für pour ma goeule und gleichzeitig Thalmanns Humor) oder der Borstig’ Kerl Rot, ein spontan vergorener Pinot noir, der jedem Burgunderliebhaber die Freudentränen in die Augen treibt und zu Recht zu den «100 besten Weinen des Landes» gehört (Schweizerische Weinzeitung).