Philippe Deslarzes hat Mut, so viel steht fest. Ein bisschen verrückt ist er wahrscheinlich auch. Weshalb käme sonst jemand auf die Idee, in Aubonne, im Stammland der französischen Küche, ein skandinavisch geprägtes Gourmetrestaurant zu eröffnen? Anfangs hätten die Einheimischen das Konzept nicht so richtig verstanden, gibt der Sohn einer Schwedin und eines Schweizers unumwunden zu. «Mittlerweile haben sie sich aber an uns gewöhnt.»
Auf der Karte des Njørd Café, der Brasserie im Erdgeschoss, kombiniert der 35-Jährige skandinavische Kreationen mit Westschweizer Klassikern, also zum Beispiel mariniertes Rentier mit Nuss und Rosenkohl sowie Papet Vaudois. Jeweils über Mittag gibts zudem einen preis- werten Tagesteller und am Wochenende lockt ein opulenter nordischer Brunch mit geräuchertem Fisch sowie auch lokalen Spezialitäten.
Eine Tonne Lachs räuchert Deslarzes pro Jahr, zurzeit noch im wunderschönen Garten des Betriebs, aber das soll sich ändern. «Heiss räuchern ist eine Kunst, es braucht immer eine konstante Temperatur», erklärt der passionierte Fischer. Künftig wolle er seinen Lachs in der Küche, in einem seiner zwei Kombisteamer «iCombi Pro 61E» von Rational, zubereiten. Den dafür nötigen Rauch liefert der Variosmoker, der direkt in das Gerät hin- eingelegt wird. Dank eines programmierten Garpfades bleibt die Temperatur präzise auf 43 Grad.
Nach höchster Präzision strebt Deslarzes auch in seinem Gourmetrestaurant Njørden im ersten Stock. Nur gerade 16 Gäste finden darin Platz. Ob Tisch, Lampe, Besteck oder Teller: Alles hat der Chef selbst gezeichnet und nach Mass an- fertigen lassen. «Ich habe eine sehr konkrete Vorstellung von der Art Gastronomie, die ich anbieten will.» Für seine mit 16 Gault-Millau-Punkten und einem Stern ausgezeichneten Gerichte setzt Deslarzes den Fokus auf wild wachsende Lebensmittel – und verzichtet deshalb im Gourmetrestaurant komplett auf Fleisch. «Selbst Rentierfleisch stammt heute fast immer aus Zuchten, bei den Fischen und Krustentieren ist das anders», sagt er.
Und so kommen im Njørden Meeresprodukte auf den Tisch, die man sonst im Binnenland Schweiz kaum kennt, geschweige denn auf dem Teller antrifft. Zum Beispiel Meeresfenchel, eine Algenart, oder aber eine Wellhornschnecke, die Deslarzes mit Gurke – präsentiert in fünf verschiedenen Konsistenzen – sowie Dill und Misho serviert. «Es gibt noch so viel zu entdecken. Wichtig ist mir, dass wir nur mit Produkten arbeiten, die gerade Saison haben», so Deslarzes.