«Es gibt immer mehr Connaisseure, die sich für diese Sorte interessieren.»
Cornalin ist nicht gleich Cornalin, aber das ist sein geringstes Problem. Schwerer wiegt, dass die Sorte weder einfach anzubauen noch zu verstehen ist. Hat der Winzer Pech, keltert er nur kleine Mengen und zahlt drauf. Hat der Weintrinker Pech, bekommt er einen eher hellen, nicht allzu tiefgründigen und recht rustikalen Wein, der merkliche Säure aufweist und niemanden vom Hocker reisst. Kein Wunder, dass manche Winzer sorgenvoll schauen, spricht man sie auf den Walliser Veteran an. «Wir ernten gerade heute den letzten Cornalin», sagt Olivier Mounir von der Cave du Rhodan auf unsere Anfrage im letzten Herbst. Schönes Mostgewicht, gute Säure, auch die Farbe stimme. Aber die Menge! Nach 2018 (gut!) eine eher überschaubare Ausbeute. «Alternierende Erträge sind aber normal bei dieser Mimose», seufzt Mounir. Für die Situation vor zwei Jahren jedoch konnte der Cornalin selbst wenig. «2017 war sehr schwierig», so Denis Mercier, einer der profiliertesten Cornalin-Macher. Damals hatte der Frost zugeschlagen, man kann den Jahrgang nur in homöopathischen Mengen bekommen.
Verständlich, dass die einst als Alter Landroter bezeichnete Sorte vor ein paar Jahrzehnten vor dem Aussterben stand. Moderne Sorten waren angesagt, solche, die mehr Ertragssicherheit boten. Ein pfiffiger Walliser kam damals auf den Gedanken, den Namen zu ändern. Cornalin klang doch gut und war ja schon bekannt – nicht im Wallis, sondern im Aostatal. Erst später fand man heraus, dass der dortige Cornalin im Wallis als Humagne Rouge bekannt ist und mit dem Alten Landroten, einer Kreuzung aus Mayolet und Petit Rouge, nicht identisch ist. Ein Verwirrspiel.