2021 war Vanille zeitweise teurer als Silber.
Wenige Gewürze verzeichnen einen derartigen Siegeszug wie die Vanille. Als Wiege der aromatischen Schoten gilt Mexiko. Dort sollen sich, so die Überlieferung, bereits die Azteken vor 4000 Jahren am feinen Geschmack der Vanilla planifolia gütlich getan haben, am liebsten in Verbindung mit Kakao. Die sagenumwobene Kapselfrucht fand ihren Weg dank den Spaniern nach Europa, wo sie lange Zeit der Elite vorbehalten war. Heute muss in der westlichen Welt niemand mehr auf Vanille verzichten. Sie ist in Puddings und Crèmes zu finden, in Schokolade und Glace, in Backwaren und Schleckzeug. Und auch Gastronominnen und Gastronomen sind seit jeher fasziniert vom Duft der Vanille: Neben der klassischen Verwendung findet sie auch in modernen Interpretationen der Sterne-Küche immer wieder ihren Platz.
Hohe Preise, zu frühe Ernte
Doch die Liebe zur Vanille hat eine Kehrseite: Die Kapselfrüchte werden immer teurer, die Qualität zunehmend schlechter. Einer der Gründe für die Entwicklung des hohen Preises ist die Zentralisierung der Vanille-Produktion. Vanille stammt heute längst nicht mehr aus Mexiko, sondern wird zu 80 Prozent in Madagaskar, auf den Komoren und in La Réunion angebaut. Die dort produzierte Bourbon-Vanille gilt als die aromatischste Vanille der Welt. Der Nachteil des Bourbon-Hypes: Werden die südostafrikanischen Inseln von Wetter- und Umweltkatastrophen heimgesucht, verringert das die Ernte und die Preise schnellen in die Höhe. Das lockt Lebensmittel-Spekulanten an, die die Preise nochmals steigen lassen. Im Jahr 2021 erzielte Vanille Höchstpreise von 600 Franken pro Kilo und war damit zeitweise teurer als Silber. Vor Ort haben die hohen Preise für die Bauern negative Folgen: Oftmals werden die Schoten, die nach der Ernte erst dank Fermentation und Lagerung ihr komplexes Aroma entwickelt kann, zu früh geerntet. Dabei denken die Vanille-Bauern aber nicht nur ans eigene, grosse Geschäft. Vielmehr lockt der Wert der Kapselfrucht zunehmend Kriminelle an, die den schnellen Gewinn suchen und die noch grünen Vanilleschoten stehlen.
Aufgrund der hohen Preise für die echte Vanille steigen viele Lebensmittelproduzenten auf den Aromastoff Vanillin um. Dieser kann im Labor hergestellt oder aus einem natürlichen Grundstoff – etwa Fichtenholz oder Hefepilzen – extrahiert werden. In Bezug auf die Qualität kommt Vanillin allerdings nicht an natürliche Vanille, die aus bis zu 250 verschiedenen Aromastoffen besteht, heran. Die künstliche Alternative sorgte aber trotzdem dafür, dass der Preis für natürliche Vanille inzwischen wieder gesunken ist. Allerdings bleibt das Problem des volatilen Weltmarktes bestehen.