10.10.2024 Salz & Pfeffer 5/2024

Anders mit Ansage

Text: Sarah Kohler – Fotos: Samir Seghrouchni
Ein klares Konzept, eine grosse Vision und keine Angst vor ungespurten Wegen: Küchenchef Pietro Catalano zeigt in seinem neuen Restaurant Caaa, was er kann – und will. Wir haben den ambitionierten Autodidakten in Luzern besucht.
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Kartoffel-Soufflé mit Sauce Velouté, Dill-Öl und Kaviar
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Wer das Restaurant Caaa in Luzern betritt, gibt die Kontrolle an der Garderobe ab – und wird fortan durch den Abend geführt. «Die Abläufe sind klar definiert», sagt Küchenchef Pietro Catalano (40). Zuerst gehts in die Barzone im hinteren Teil des durchgestylten Lokals, das Ende November 2023 eröffnete. Hier erhalten die Gäste, die im Halbstundentakt eintreffen, damit sich das Team jeder Gruppe einzeln widmen kann, einen ersten Cocktail. Die Kreationen stammen vom Mixologen Rafael Alario und sind von Klängen inspiriert. Dazu passend wird die Wahl nicht anhand einer Zutatenliste getroffen, sondern aufgrund sphärischer Clips in Bild und Ton. Nach der Einstimmung an der experimentellen Bar gehts zurück in den Gastraum, dessen Decke an schneebedeckte Gipfel erinnert – und im 3D-Druck-Verfahren mit KI gefertigt wurde.

Es folgen drei, fünf oder sieben Gänge, die voller Geschichte(n) stecken. Dass das Team, das in der offenen Küche hantiert, diese abwechselnd am Tisch erzählt, gehört ebenso zum Konzept wie jedes Detail hier. Ein Besuch im Caaa, sagt Catalano, solle den Gästen ein ganzheitliches Erlebnis für alle Sinne bescheren. Dafür sorgt ein kleines, gut eingespieltes und ambitioniertes Team, zu dem neben dem Mixologen und dem Küchenchef auch dessen Partnerin Elena Catalano, die ebenfalls am Herd agiert, und seine Schwester Stefania Catalano, die als Gastgeberin amtet, gehören. Die berufliche Verbindung kommt nicht von ungefähr: Catalano entstammt einer Zuger Gastrofamilie, ist in den Restaurants der Eltern aufgewachsen. Selbst fand er über Umwege in die Branche, lernte Automechaniker und studierte klassische Trompete. Später zog es ihn ins Wallis, wo er 2018 das Restaurant Heidis Hütte und später das Riederfurka übernahm, das Gault & Millau mit 14 Punkten bedachte.

Im Caaa strebt Catalano offensichtlich nach mehr, scheut für das Resultat auf dem Teller keinen Aufwand jedweder Art – und orientiert sich auch bei seinen Gerichten an einer klaren Linie. Transalpine Fine Dining mit Schweizer Zutaten, nennt der Küchenchef das Ganze und lässt sich dafür von den kulinarischen Traditionen in den Hochtälern des Piemont, Liguriens und der Alpes-Maritimes, im Nordwesten Italiens und in den Schweizer Alpen inspirieren. 90 Prozent der Zutaten kommen aus der Umgebung. «Aber Trüffel und Kaviar nehmen wir von da, wo sie am besten sind», so Catalano. Nichts weniger würde ins Caaa passen.

Caaa by Pietro Catalano, Haldenstrasse 19, 6006 Luzern, 076 767 99 83, pietrocatalano.ch

La Religieuse
La Religieuse
The Mexican Gotthard-Zander mit Marktgemüse, Jalapeño-Sauce und Kaviar
The Mexican Gotthard-Zander mit Marktgemüse, Jalapeño-Sauce und Kaviar

Kartoffel-Soufflé mit Sauce Velouté, Dill-Öl und Kaviar

 

Kartoffel-Soufflé
50 g Butter | 50 g weisse Schokolade | 3 Eigelb | Eiweiss von 3 Eiern | 20 g Zucker | 10 g Mehl Tipo 00 | 15 g Mandelmehl (alternativ Kichererbsenmehl) | 35 g Kartoffelmasse (aus gegarten Annabelle-Kartoffeln oder einer anderen kleinen Sorte mit dünner Schale)

Eine Metallform mit Meersalz bedecken und die Kartoffeln darauf platzieren. Die Kartoffeln im Ofen bei 190 °C etwa eine Stunde backen, bis das Innere weich ist. Die weiche Kartoffel- masse vorsichtig mit einem Löffel ausheben, dabei die Schale unbeschädigt lassen. Butter und weisse Schokolade in einer Schüssel schmelzen und miteinander vermengen. Eigelb und Zucker in einer Küchenmaschine zirka 3 Minuten schaumig schlagen. Das Rührwerk auf mittlere Stufe stellen und Mehl, Mandelmehl, die geschmolzene Butter-Schokoladen-Mischung sowie die Kartoffelmasse hinzufügen. Alles zu einer homogenen Masse vermengen. Das Eiweiss steif schlagen und vorsichtig unter die Kartoffelmasse heben. Die Masse in einen Spritzbeutel füllen und die ausgehöhlten Kartoffeln zu etwa zwei Dritteln füllen. Den Ofen auf 170 °C vorheizen und die gefüllten Kartoffeln für 7 bis 8 Minuten backen, bis das Soufflé aufgegangen ist.

Dill-Öl
250 g Dill | 150 ml Rapsöl

Den Dill für 10 Sekunden blanchieren und sofort in Eiswasser abschrecken. Anschliessend zusammen mit dem Rapsöl in einen Mixer geben und gut durchmixen. Die Masse durch ein feines Sieb oder ein Baumwolltuch abseihen, um das Öl zu filtern.

Weisswein-Velouté
1 Kopf Sellerie | 5 Zwiebeln | 250 ml Weisswein | 2,5 l Hühner- oder Kalbsfond | 500 ml Rahm | Salz und Pfeffer nach Geschmack

Zwiebeln und Sellerie zusammen in einem Topf anschwitzen, andünsten, mit Weisswein ablöschen, einreduzieren und mit Fond aufgiessen. Zirka 30 Minuten köcheln und mit Rahm glatt mixen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Um der Sauce eine leichte Frische zu verleihen, allenfalls einen Spritzer Zitronensaft hinzufügen.

Oscietra-Kaviar
nach Belieben

The Mexican Gotthard-Zander mit Marktgemüse, Jalapeo-Sauce und Kaviar

 

Jalapeño-Sauce
450 g Jalapeños, entkernt und klein geschnitten | 15 cl Traubenkernöl | 8 cl Haselnussöl | 6 cl Zuckersirup | 3 cl Zitronensaft | Salz

Die entkernten und klein geschnittenen Jalapeños in eine Pfanne geben. Mit Wasser bedecken und kräftig salzen (leicht übersalzen). Für 8 bis 10 Minuten kochen. Die Jalapeños abseihen und in einen Mixer geben. Traubenkernöl, Haselnussöl und Zuckersirup hinzufügen. Alles auf höchster Stufe glatt mixen. Die Sauce durch ein feines Sieb in eine Metallschüssel abseihen und sofort auf einem Eisbad abkühlen lassen. Zitronensaft hinzufügen und abschmecken.

Marktgemüse
Marktgemüse nach Wahl, zum Beispiel kleine Karotten, Mais, kleine Randen, Romanesco, Zucchini oder Stangenbohnen | Öl | Butter | Salz | Pfeffer

Das Marktgemüse in Salzwasser blanchieren und anschliessend sofort in Eiswasser abschrecken, um die Farbe zu erhalten. Eine Pfanne mit etwas Öl erhitzen und das Gemüse darin leicht anschwitzen. Danach Butter hinzufügen und mit Salz und Pfeffer abschmecken.

Gotthard-Zander
200 g Gotthard-Zander | Butter | Salz | weisser Pfeffer

Butter in einer Pfanne erhitzen, bis sie leicht schäumt. Den Gotthard-Zander in Würfel schneiden und in die heisse Butter geben. Die Pfanne vom Herd nehmen und den Zander sanft nachgaren lassen. Dies sorgt dafür, dass der Zander zart bleibt. Mit Salz und weissem Pfeffer abschmecken.

Eingelegte rote Zwiebeln
nach Belieben

Oscietra-Kaviar
nach Belieben

Cocktail: Jalapeño becomes Swiss
60 ml Jalapeño-Tequila | 30 ml Limettensaft | 20 ml Agavensirup | Umami-Kräutersalz für den Glasrand

La Religieuse

 

Espuma von der Fondue-Kruste
800 ml Rahm | 200 g Walliser Fondue-Mischung

Den Rahm in einen Topf geben und bei mittlerer Hitze reduzieren, bis nur noch etwa 300 ml übrig sind. Dabei gelegentlich umrühren, um ein Anbrennen zu verhindern.

Eine Gusseisenpfanne erhitzen (ohne Zugabe von Fett oder von Öl). Die Fondue-Mischung karamellisieren, bis sich eine Kruste bildet.

Die abgelöste Fondue-Kruste zusammen mit dem reduzierten Rahm in einen Mixer geben. Auf höchster Stufe mixen, bis eine homogene Mischung entsteht. Die Mischung absieben und anschliessend binden.

Den Siphon mit 1 bis 2 Gaskapseln laden und gut schütteln, um die Flüssigkeit zu einem leichten Espuma aufzuschäumen. Anschliessend den Espuma direkt aus dem Siphon in Schalen oder Gläser spritzen.

Trüffel
10 g frischer Trüffel

Den frischen Trüffel über den Espuma raffeln und sofort servieren.