«Die Menschen an meiner Seite sind Gold wert.»
Ist es total doof? Oder ein cleverer Schachzug? Man kanns diskutieren. Klar ist: Seit die Macher der Eisblume in Worb verkündeten, dass sie die Türen des in den Gewächshäusern einer ehemaligen Gärtnerei untergebrachten Lokals Ende Januar 2019 schliessen, brummt der Laden noch mehr. Und so sucht Küchenchef Simon Apothéloz für den Schlussspurt tatsächlich Verstärkung. «Wir stehen hier hoffentlich bald zu viert», sagt der 35-Jährige, während er in die (winzige) Küche weist.
Nach einer sechswöchigen Pause ist Apothéloz, frischgebackener Vater einer Tochter, zurück am Herd und scheint von der Intensität des jungen Familienlebens nach wie vor überwältigt. Völlig gelassen wirkt er indes, wenns ums bevorstehende Aus der Eisblume geht; immerhin seiner Wirkungsstätte seit 15 Jahren, in der sein berufliches Leben seit Abschluss der Lehre spielt. Hier verdiente sich Apothéloz die Aufmerksamkeit und den Respekt, den er in der Branche heute geniesst, hier erhielt er einen Michelin-Stern und 17 Punkte von Gault & Millau sowie fürs aktuelle Jahr den Titel Aufsteiger des Jahres. Man soll aufhören, wenns am schönsten ist? Vielleicht.
Apothéloz legt den Fokus lieber auf die verbleibende Zeit. Die wolle er mit seinem Team nutzen, sagt er und betont: «Die Menschen an meiner Seite sind Gold wert; junge Herzblutgastronomen, die vorwärtskommen wollen.» Bestes Beispiel ist Souschef Dave Wälti. In ihm fand Apothéloz einen gleichgesinnten Perfektionisten und nimmermüden Schaffer, der sich als ehrgeiziger Wettbewerber und findiger Initiator längst einen eigenen Namen machte – und der es nicht zuletzt ermöglichte, dass sich sein Chef beim Einfinden in die Vaterrolle etwas Zeit lassen konnte.
Nun aber ist das dynamische Duo wieder vereint und strotzt vor Schaffensfreude. Und auch wenns in der Eisblume aus Prinzip keinen Masterplan gibt, hat der Küchenchef eine Idee, wie er die Ära Eisblume kulinarisch ausklingen lassen will: mit einem Best-of aus den vergangenen Jahren – unter Berücksichtigung der Entwicklung bis heute. «Wir lassen die Gedanken, die wir uns zu früheren Gerichten machten, Revue passieren – und interpretieren diese aus heutiger Warte», erklärt Apothéloz. Für die Gäste wie auch für die Küchencrew bleibts in der Eisblume also spannend. Bis zum Schluss.
Restaurant Eisblume
Enggisteinstrasse 16A, 3076 Worb
031 839 03 00
www.eisblume-worb.ch