«Ich bin ein zufriedener Mensch.»
Sie standen in Ihren jungen Jahren in sehr vielen verschiedenen Küchen: Nach welchen Kriterien wählten Sie Ihre Stationen jeweils aus?
Markus Schenk: Danach, wo ich am meisten lernen kann. Ich suchte mir keine Destinationen aus, sondern Küchenchefs, arbeitete in der Regel in Sterne-Lokalen und lernte unterschiedliche Konzepte und Stile kennen. Nach zehn bis 14 Monaten wechselte ich meistens, tatsächlich wurde mir irgendwann langweilig. Ich war schon immer sehr energiegeladen, arbeitete hart und hatte dabei viel Spass. In der Gastronomie dünken mich die Wanderjahre wichtig: Wenn man nichts sieht, kann man auch nichts lernen.
Gab es in dieser Zeit einen Küchenchef, der Sie besonders prägte?
Da waren viele Leute. Mir gefiel es wirklich überall, und es gab keinen einzigen Arbeitsplatz, an dem ich keine Freude hatte. Ich bin ein zufriedener Mensch.
Seit vier Jahren wirken Sie nun in der Stadt St. Gallen. Wie geht es Ihnen hier?
Die Aufgabe ist natürlich eine Mordsherausforderung, und wir arbeiten ziemlich viel, aber es macht auch einen Riesenspass. Und in Zeiten ohne Pandemie laufen sowohl das Barz als auch das Corso richtig gut; die Restaurants stecken voller Leben, die Gäste freuen sich morgens über frisch gepresste Säfte und guten Kaffee, essen mittags eine Kleinigkeit und abends ein spannendes Menü aus regionalen Zutaten. Das passt schon.
Welche Vorgaben der Eigentümer müssen Sie erfüllen?
Mit der Firma Senn habe ich einen stark verwurzelten Familienbetrieb in St. Gallen an meiner Seite, dessen Inhabern eine nachhaltige, regionale Küche sehr am Herzen liegt. Neben der wirtschaftlichen Betriebsführung spielen die Mitarbeiterzufriedenheit und die Entwicklung des Standorts eine grosse Rolle. Mir persönlich ist wichtig, dass ein Lokal lebt und der Laden brummt, dass die Leute lachen und Freude haben.
So wie Sie am Herd?
Genau. So wie wir alle im Betrieb. Wir sind ein gutes Team, das ist nicht selbstverständlich. Tatsächlich war es die Zusammenarbeit, die mich an der gehobenen Gastronomie immer reizte: Mir gefielen die Kreativität, die in solchen Küchen spürbar ist, und der Gedanke, Teil einer Brigade zu sein. Heute stehe ich vorwiegend in der Corso-Küche, allerdings auf keinem festen Posten, und ich springe über alle drei Betriebe hinweg ein, wo es mich braucht. Die Schlüsselpositionen sind inzwischen aber gut besetzt.
Sie möchten, dass in Ihrem Team jeder alles kann. Warum?
Weil wir so einen schönen Beruf haben; sei das als Koch oder im Service. Da will ich jedem, der hier arbeitet, die Möglichkeit bieten, überall reinzuschnuppern. Man sieht so ja sehr rasch, was den Leuten weniger liegt und was sie besonders gern tun. Ausserdem macht es uns als Team flexibler und lässt sich der Ablauf besser gestalten, wenn jeder alles kann.
Ein Koch sollte also ein Allrounder sein, kein Spezialist?
Erst einmal braucht ein Koch eine sehr gute klassische Grundausbildung und muss handwerklich top sein. Dann finde ich es durchaus sinnvoll, wenn er sich auf einen Posten spezialisiert. Aber danach sollte er überall reinschauen und im Betrieb alles beherrschen. Das macht die Arbeit doch umso spannender.