«Die Gäste sollen spontan entscheiden können, ob sie 30 Minuten oder vier Stunden bleiben wollen.»
Sie sind als Barsnack so berühmt wie berüchtigt: gesalzene Erdnüsse. In etwas schäbigeren Lokalen liegen sie in Schüsselchen, griffbereit für jeden Wurstfinger. In besseren Bars gibt es ein Löffelchen zum Schöpfen dazu. Wobei: Mittlerweile werden in Schweizer Top-Bars weit mehr als Erdnüsse angeboten. Ein gutes Beispiel ist die Bar Lupo in Zürich, die sowohl Cocktailbar als auch Restaurant ist. «Gutes Essen ist bei uns ebenso wichtig wie die Getränke», sagt Geschäftsführer Patrick Schindler. Heisst: Cocktails werden nach bester Barkeeper-Art aufwendig zubereitet. Und: Es gibt mehr zu essen als kalte Plättli oder eben Nüsse.
Küche bis spätabends
Auf der Speisekarte der Bar Lupo stehen Snacks wie Focaccia und Antipasti, es werden drei verschiedene Pasta-Gerichte angeboten, und wer Lust auf ein Dessert hat, kann sich ein Tiramisu bestellen. Alle Speisen werden in der eigenen Küche zubereitet, die unter der Woche bis 22 Uhr und am Wochenende bis 23 Uhr geöffnet hat. «Manche essen bei uns drei Gänge. Andere möchten nur ihren Cocktail geniessen. Für beide haben wir Platz», sagt Schindler. Und einige Gäste beginnen den Abend mit Cocktails und bestellen später Essen, trinken einen Wein und schliessen den Abend mit einem Espresso Martini. «Die Leute suchen das Ungezwungene und die Vielfältigkeit, immer mehr», sagt Schindler. Auch Spontanität sei in der Bar Lupo wichtig. Deshalb können keine Tische reserviert werden. «Die Gäste sollen vorbeikommen und dann entscheiden können, ob sie 30 Minuten oder vier Stunden bleiben wollen.»
Sterne-Speisen zu Top-Cocktails
Essen spielt auch in der Bar des Igniv by Andreas Caminada in Zürich eine wichtige Rolle. Hier ist das Reich von Sarah Madritsch, die im vergangenen Jahr zur Barkeeperin des Jahres gekürt wurde, und Küchenchef Daniel Zeindlhofer, der zwei Sterne und 17 Punkte vorweisen kann. «Dass wir direkt aus einer so guten Küche die Snacks beziehen können, ist ein grosses Glück», sagt Madritsch. Entsprechend reichhaltig ist die Snack-Karte des Igniv. Serviert werden zum Beispiel Barbecue-Spareribs, Rindstatar mit Kartoffelschaum und Pommes frites mit Trüffel-Mayo oder Asia Buns mit Schweinebauch. Die Snacks kommen zum Teilen auf den Tisch. «Viele Gäste nehmen bei uns ihr Abendessen ein. Wer später nur den kleinen Hunger stillen will, greift oft zu den Pommes mit Trüffel-Mayo», so die Barkeeperin. Sie hält es heutzutage für wichtig, dass die Leute nicht nur aus einer umfangreichen Getränkekarte auswählen können. «Früher war es oft so, dass die Gäste die Bar verliessen, sobald sie Hunger bekamen. Nun können sie gleich hierbleiben.»
Auf Wunsch der Gäste kreiert Madritsch gern auch den passenden Cocktail zum Essen. «Ich schaue darauf, dass die Geschmäcker harmonisch aufeinander abgestimmt sind.» Das heisst: Keine bitteren Zutaten zu scharfem Essen. Lieber süsse Drinks zu salzigen Speisen. Und auch die Säure muss ausbalanciert sein. «Das Prozedere ist durchaus mit dem Weinpairing zu vergleichen», sagt Madritsch.