«Die Traubenkernöle aus je fünf weissen und roten Rebsorten überraschen in ihrer Vielfalt.»
Seien wir ehrlich: Traubenkernöle geniessen nicht unbedingt den Ruf, kulinarisch besonders spannend zu sein. Dass sie punkto Nachhaltigkeit und ganzheitlicher Verwendung eines Lebensmittels eine super Sache sind – geschenkt. Aber was die geschmackliche Raffinesse betrifft, bleibt der Enthusiasmus überschaubar. Nun tritt allerdings Cédric Wüthrich an, dies zu ändern. Der findige Ölmüller aus Bern hat neu zehn sortenreine Traubenkernöle im Sortiment – eine Schweizer Premiere, die aromatisch einiges zu bieten hat.
Wüthrichs Manufaktur befindet sich im Hinterhof der Alten Feuerwehr Viktoria in Bern. Hier stellt der dezidierte Rohkostverfechter verschiedene Nussmuse und Trockenprodukte her – sowie eben seine inzwischen 35 kaltgepressten pflanzlichen Speiseöle, für die er hauptsächlich Zutaten von Schweizer Biobauern verarbeitet. Sein Ruf eilt Wüthrich voraus; nicht nur unter ernährungstechnisch Gleichgesinnten, sondern auch in der Gastronomie. Simon Sommer, Titelkoch dieser Ausgabe, gehörte zu seinen regelmässigen Abnehmern, als er noch im Schöngrün arbeitete, und greift auch heute noch ab und zu auf die lokalen Öle zurück. In Zürich stehen Wüthrichs Erzeugnisse zum Beispiel in der Küche von Equitable-Chef Fabian Fuchs. Und Drei-Sterne-Koch Andreas Caminada in Fürstenau durfte Wüthrich ebenfalls schon beliefern. Mit seiner neusten Kreation, sorgfältig abgefüllt in 40-Milliliter-Flaschen, dürfte der Ölmüller die Aufmerksamkeit der Schweizer Profiköche erneut auf sich ziehen: «Hier steckt richtig viel drin», wirbt er gleich selbst. Und meint nicht nur Material, sondern auch Arbeit.