
Sie waren Hauptmann einer Infanteriekompanie. Was hat Sie am Militär gereizt?
Christof Lehmann: Die Menschen. Für mich ging es immer darum, wie man mit Leuten, die mittelmässig motiviert sind, etwas gemeinsam lernen und eine gute Zeit haben kann. Klar, es hat auch manchmal geregnet und die Unterhosen wurden nass, aber das gehört dazu.
Würden Sie, Stand heute, einen Landgasthof eröffnen?
Kommt darauf an, wo. Es gibt Orte, an denen Landgasthöfe auch heute sehr gut funktionieren. Entscheidend ist, mit was man sich profiliert, etwa mit dem Servicekonzept oder dem Preis-Leistungs-Verhältnis. Für einige wenige Betriebe hat es Platz. Vielleicht ist es heute in einem urbanen Gebiet ein bisschen einfacher, ein Restaurant zu eröffnen. Noch einfacher ist es wohl, wenn man schon einen Betrieb hat und einen zweiten eröffnet. Oft wird es künftig in diese Richtung gehen.
Wie steht’s um die helvetische Gastronomie?
Ich bin ein Fan der Schweizer Gastronomie. In meiner Wahrnehmung haben wir bei der Servicequalität generell zugelegt. Die kulinarische Leistung ist wichtig, aber genauso wichtig ist das Wohlfühlpaket, das man über den Gast legt: wie man mit ihm spricht, ihm die Teller serviert. Das ist essenziell, damit er am Schluss eine Zehnernote mehr bezahlt. Das Gastromodell der Schweiz ist ein stabiles, ein korrektes Geschäft. Man kann Geld damit verdienen, wenn man ein paar Grundregeln beachtet. Ja, man muss viel arbeiten. Aber die erfolgreichen Banker gehen auch nicht um Viertel nach vier nach Hause.
Wie sehen Sie die nahe Zukunft?
Gerade Corona hat gezeigt, wie wichtig die Gastronomie ist. Die Gäste haben begriffen, wie essenziell es fürs eigene Wohlbefinden ist, auswärts essen gehen zu können. Restaurantbesuche gehören zum heutigen Lebensmodell. Sie sind ein elementares Grundbedürfnis in der Schweiz sowie in ganz Europa. Nach Corona hat es die Gastronomen mit Inflation und Fachkräftemangel doppelt hart getroffen. Es ist richtig, die Kosten, so gut es geht, an den Gast weiterzugeben. Die Frage ist: Wie viel darf ein Salat kosten, sind es sieben oder 18 Franken? Die Gastronomen mussten in letzter Zeit vieles sehr schnell lernen. Als Lernkurve für die Branche war das aber wertvoll.
In der Zulieferbranche nimmt die Vielfalt der Anbieter laufend ab. Wie sehen Sie diese Situation?
Wenn wir hier von der Saviva sprechen, dann ist das für Transgourmet zuerst ein exzellenter unternehmerischer Move. Für die gesamte Gastrobelieferung sicherlich ein rechter Ruck. Ich finde, mehr Wettbewerb macht es interessanter, aber die Konzentration im Markt ist ein Fakt. Die Vielfalt diesbezüglich ist in der Schweiz gegenüber dem Ausland immer kleiner gewesen. Und die Entwicklungen in der Unternehmensnachfolge werden diesen Trend in den kommenden Jahren nochmals verstärken.
Gastronomen haben heute weniger Einkaufsoptionen als vor zehn Jahren, spielt der Wettbewerb noch?
Doch, das tut er. Der Markt der Gastrozulieferer lässt immer noch neue Lösungen zu. Neben den zwei Grossen existieren zahlreiche regionale Distributoren – vor allem in den Bereichen Frischprodukte und TK. Dazu kommen Hersteller, die auch direkt an die Gastronomie ausliefern. Ich kann mir gut vorstellen, dass da über die Zeit neue Modelle entstehen werden.