«Man versucht, die Sensorik des Gastes beim Essen ganzheitlich zu stimulieren, um positive Erlebnisse aus der Vergangenheit zu reaktivieren.»
Digital, emotional, multisensorisch: So präsentiert sich das Konzeptrestaurant Elysium an der EHL Hotelfachschule Passugg (SSTH). Was bisher Studierenden vorbehalten war, öffnet seine Tore nun für eine breite Öffentlichkeit. Und zwar im Rahmen einer kulinarischen Reise, die exquisite Speisen mit neusten technologischen Effekten verbindet. Am Gala-Dinner vom 25. Oktober haben Besucher die Möglichkeit, «die Gastronomie der Zukunft mit allen Sinnen zu erfahren», wie es Michael Hartmann, Direktor der SSTH, formuliert.
Das Prototyp-Restaurant Elysium verschreibt sich der bisher noch wenig erforschten Disziplin «Affective hospitality», die ab 2020 fix im Lehrplan der SSTH verankert wird. «Affektive Gastfreundschaft bedeutet im übertragenen Sinn, dass man versucht, die Sensorik der Gäste beim Essen ganzheitlich zu stimulieren», sagt Hartmann, «um damit Gefühle zu erzeugen, die positive Erlebnisse aus der Vergangenheit reaktivieren oder neue erschaffen.» Dieser Ansatz ist zwar in der Gastronomie kein Novum, aber noch wenig verbreitet. Als Vorreiter gilt in dieser Hinsicht das 2012 eröffnete Restaurant Ultraviolet in Shanghai. Dort findet sich der Gast in einer Multivisions-Show wieder. Kommt beispielsweise ein Wildgericht auf den Teller, wähnt er sich im Wald: Bäume werden auf die Wand projiziert, Nebel liegt in der Luft, das Licht ist ein wenig düster, die Raumtemperatur kühler, und es duftet nach Moos.
Auch im Elysium wechseln Szenerie und Stimmung bei jedem Gang. Dabei setzt das Team auf Animationen, Projektionen, Sound- und Dufteffekte. Beim Fischgang etwa tauchen die Gäste in Neptuns Unterwasserwelt ab. Die Gastgeber – Studierende der SSTH – fungieren beim Spektakel als Schauspieler und treten in unterschiedlicher Form in Erscheinung. Sie sind körperlich präsent, sprechen als sonore Stimme aus dem Off oder werden beispielsweise als Avatar auf dem Teller eingeblendet, wo sie mit den Gästen interagieren und diese in das Erlebnis einbinden. «Die Story baut auf der Dramaturgie eines Bühnenstücks auf», sagt Hartmann. Dafür hat die SSTH das auf Tischprojektions-Shows spezialisierte Unternehmen Luminice by Nonconformform sowie den Regisseur Felix Benesch ins Boot geholt. Der Engadiner ist dem Fernsehpublikum unter anderem vom Tatort bekannt. Unter seiner Führung haben Studierende des Culinary Art Course das Gala-Dinner im Elysium entwickelt.