17.12.2021

David gegen Goliath

Text: Virginia Nolan – Foto: z.V.g.
Auf larky.ch können Gastronomen Take-away-Menüs zum Abholen oder Ausliefern anbieten. Ungleich den Branchenriesen verlangt die Plattform dafür keine Kommission, sondern will Betrieben die Gewinne zugutekommen lassen.
Die Plattform Larky ist genossenschaftlich organisiert: Mit ihrem ersten Jahresbeitrag bekommen Mitgliedbetriebe anteilig Aktien am Unternehmen und damit Mitspracherechte. Langfristig soll die Plattform nur noch den Gastronomen gehören.
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«Es ist wichtiger denn je, dass Gastronomen Mittel effizient einsetzen, statt extra draufzahlen zu müssen.»

Der frühe Vogel fängt den Wurm, lautet das Credo beim Gastroportal Larky, dessen Namen sich ableitet von Lark, dem englischen Wort für Lerche. Die Vermittlungsplattform ist ein selbsttragendes, nicht auf Gewinn ausgerichtetes Gemeinschaftsprojekt – von Gastronomen für Gastronomen, angetreten, um Food-Kurierdiensten wie eat.ch oder Uber Eats den Kampf anzusagen. Auch bei Larky können Gastronomen Take-away-Menüs anbieten, sei es im Pick-up- oder Liefermodell. «Pick-up- und Take-away-Bestellungen sind für Gastronomiebetriebe nicht erst seit der Pandemie ein willkommener Zusatzumsatz», sagt Patrick Hitz, Geschäftsführer von Larky. «Doch das Geschäft ist für die Betriebe alles andere als einfach: Die Rushhour ist kurz und die Umsätze lassen sich schlecht planen. Als Folge resultieren oft Ineffizienz, hohe Ausschüsse und nicht zuletzt enttäuschend geringe Margen.»

Larky wolle Gastronomen ihre Unabhängigkeit zurückgeben, sagt Hitz. Dafür verfolgt das Zuger Unternehmen verschiedene Ansätze. Ungleich den Branchenriesen, die Restaurants für Vermittlungsdienste bis zu 30 Prozent abknüpfen, verlangt Larky keine teuren Umsatzabgaben. Stattdessen zahlen Mitgliedbetriebe eine monatliche Pauschale von 100 Franken, also 1200 Franken Jahresgebühr, und können dafür das ganze Angebot nutzen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Plattformen punktet Larky mit ein paar weiteren Zusatzfunktionen, die Gastronomen helfen sollen, Flaute-Zeiten im Restaurant besser abzufedern und ihre Planungssicherheit zu erhöhen. Beispielsweise können sie – um auf den frühen Vogel zurückzukommen –, Frühbucherrabatte auf ihre Menüs geben oder die Zeitfenster, in denen sie Take-away- oder Kurier-Service anbieten, frei wählen und variieren. Flexibilität und Unabhängigkeit stünden auch beim Lieferservice an erster Stelle, für den Larky mit dem Anbieter Gastro Kurier zusammenspanne, sagt Hitz: «Unsere Gastronomen können dessen Angebote auf Wunsch einfach und automatisiert mit ihrem eigenen Lieferservice kombinieren.» Restaurants, die den Lieferservice nutzen, zahlten dafür eine nach Aufwand gerichtete Zusatzgebühr. Betriebe könnten dabei auch zusammenspannen und Kosten sparen. Schweizweit nutzt bisher aber nur eine Minderheit der Restaurants, die Take-away anbieten, einen externen Lieferservice, weiss Hitz: «Eine Umfrage unter 3000 Betrieben zeigt, dass rund 2300 einen eigenen Fahrer engagieren.»

Gut ein Jahr ist es her, seitdem Larky online gegangen ist. Die vergangenen zwölf Monate, sagt Hitz, habe man vor allem für Programmierarbeiten genutzt, um das Portal und seine Modalitäten gemäss den Bedürfnissen der rund 60 Betriebe zu optimieren, die sich in den Aufbauprozess mit eingebracht hätten. «Im neuen Jahr wird es nun hauptsächlich darum gehen, Restaurants an Bord zu holen und die verschiedenen Standorte aufzubauen», sagt Hitz. Dabei geht Larky den genossenschaftlichen Weg: Mit ihrem ersten Jahresbeitrag bekommen Mitgliedbetriebe anteilig Aktien am Unternehmen. Je früher sie einsteigen, desto höher also ihre Aktienbeteiligung – auch hier kommt der Early Bird ins Spiel. «Jeder Betrieb ist also Teilhaber der Plattform», sagt Hitz, «und hat damit nicht nur ein Mitspracherecht an der Aktionärsversammlung, sondern auch die Möglichkeit, den Verwaltungsrat zu stellen und so über die strategische Ausrichtung des Unternehmens mitzuentscheiden.» Für Mitglieder bestehe keinerlei Risiko, so Hitz. Ziel sei es, dass die Plattform langfristig nur noch den Gastronomen gehöre und sich keine Zwischenhändler zwischen Betrieb und Gast stellten.

Je mehr Restaurants sich beteiligen, desto mehr Geld bleibt Larky für Marketingarbeiten, denen das Unternehmen im kommenden Jahr einen weiteren Schwerpunkt widmet. Mit Partnern wie Gastro Kurier und neuerdings auch Lunch-Check hat Larky Marken von entsprechender Strahlkraft an Bord geholt. Die als Genossenschaft organisierte Lunch-Check bietet ihren Mitglieder-Betrieben, die bei Larky einsteigen, sogar eine Ausfall-Versicherung an: Für den Fall, dass ein Lunch-Check-Genossenschaftsmitglied über die Plattform weniger als 1000 Franken Umsatz pro Monat erwirtschaftet, übernimmt Lunch-Check die monatliche Portalgebühr von 100 Franken vollständig. All dies soll helfen, die Sichtbarkeit von Larky zu erhöhen. Am mangelnden Bekanntheitsgrad könnte das Unternehmen nämlich scheitern, monierten kritische Stimmen, als das Portal Anfang Jahr erstmals von sich reden machte. Zwar stiess die Idee eines unabhängigen Essenskuriers in der Branche grundsätzlich auf Zuspruch, Experten äusserten aber mitunter Zweifel, ob Restaurants bei einer gänzlich unbekannten Plattform einsteigen – und nicht lieber 30 Prozent Kommission zahlen, dafür aber sichergehen, von Gästen auch gesehen zu werden. «Das wird natürlich eine Herausforderung sein», sagt Hitz. «Aber gerade in diesen Zeiten ist es wichtiger denn je, sich ihr zu stellen, damit Gastronomen ihre Mittel effizient einsetzen können, statt noch extra draufzuzahlen.»

 

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