«Aus einem Pergament von 1319 extrahierten wir einen Hefepilz, den wir für die Produktion einsetzen.»
Ihre bewegte, über 1500-jährige Geschichte und eine aktive, auf wundersame Weise erhalten gebliebene religiöse Gemeinschaft machen die Abtei von Saint-Maurice zu einer Hochburg des Christentums. Jetzt soll das Walliser Augustiner-Kloster – die dort ansässigen 30 Chorherren würden es vermutlich vorsichtiger ausdrücken – auch zum Mekka für Bierliebhaber werden. Seit seiner Gründung im Jahr 515 stellt es Wein her, jetzt beherbergt es seit neustem auch die erste Abteibrauerei der Schweiz. Vor zwei Wochen haben die Chorherren in einem alten Weinkeller von 1244 den Betrieb aufgenommen. «Eine absolute Premiere», sagt Olivier Roduit, Finanzverwalter des Klosters, der das Projekt angestossen hat. Dahinter steckt eine sprichwörtliche Bieridee. «Seit einigen Jahren lebt ein Kollege aus Bayern in unseren Gemäuern, der uns ständig neckte, weil wir Wein, jedoch kein Bier produzierten. So nahm die Geschichte ihren Lauf», so Roduit. «Da wir stets nach neuen Finanzierungsmöglichkeiten für die Abtei suchen, sahen wir in der Brauerei ein Potenzial.»
20000 Flaschen hat die Abtei in den ersten zwei Wochen verkauft. «Wir kommen kaum nach mit Produzieren», sagt Céline Darbellay. Sie begleitete das Bierprojekt des Klosters bereits im Rahmen ihrer Abschlussarbeit an der Business School der Universität Lausanne, heute fungiert die frisch diplomierte Betriebsökonomin als Direktorin der Brauerei. Die Chorherren hätten manchmal etwas verrückte Ideen, lacht Darbellay, aber sie seien innovativ: «Sie schaffen es, sich neu zu erfinden. Als sie merkten, dass es in der Schweiz keine Abteibrauerei gibt, hatten sie den Mut, sich als Vorreiter auf dieses Abenteuer einzulassen.»