«Alles bekommt diese wunderbare Farbe, und das ganz ohne Zusatzstoffe.»
20 Jahre lang hat Obstzüchter Markus Kobelt aus dem St. Galler Rheintal an seiner Erfindung getüftelt, das Ergebnis, sagt er, sei viel mehr als ein Apfel, wenn nicht gar eine neue Obstsorte. Sein Redlove ist zumindest eine Augenweide, ein Apfel, um es eben doch so zu sagen, dessen Fruchtfleisch rot ist wie das einer Erdbeere. Es behält seine intensive Farbe auch dann, wenn es gekocht, gebacken oder versaftet wird. Dieser Tage wird der Schöne aus dem Thurgau wieder in den Handel kommen, Mitte Oktober wurde er geerntet, seine Früchte sind grosse, von der Herbstsonne verwöhnte Exemplare.
Im Ausland ist der Redlove ein Renner, Kobelt hat Lizenznehmer in Frankreich und Holland, wo der Apfel am häufigsten angebaut werde, aber auch in Belgien, den USA und England. Die Amerikaner machen Apfelsaft aus dem Redlove, die Briten schmücken mit der Züchtung ihre Gärten, denn sie trägt im Frühling Blüten, die an japanische Kirschblüten erinnern. Partnerunternehmen in Australien pflanzen derzeit 100 000 Bäume pro Jahr, in China ging der Schuss nach hinten los, dort wird der rote Thurgauer jetzt schwarz angebaut, nachdem der Lizenznehmer pleitegegangen ist. Ein trauriges Kapitel für Kobelt, der aber nach vorne blicken will, denn seine im Thurgau beheimatete Fruture GmbH, die Kobelt 2007 mit zwei Obstbauern aus der Region gründete, hat mit dem Redlove noch viel vor.
Zum Beispiel will man Gastronomen auf den Geschmack bringen, das Potenzial, sagt Kobelt, sei riesig. Da und dort ist der Redlove bereits in der Küche anzutreffen, etwa bei Klaus Neidhardt im Hotel Gottfried in Moos am Bodensee. Der mit 15 Gault-Millau-Punkten dotierte Küchenchef ist ein erklärter Fan des Apfels, er sorgt damit für Farbakzente auf dem Teller, stellt die Frucht aber auch ins Zentrum kulinarischer Themenabende. Dann gibt es zum Beispiel Entenstopfleber, begleitet von einem knallroten Apfelgelee, das mit seiner frischen Säure Leichtigkeit ins Gericht bringt. Oder ein Apfelsorbet zum Bodenseefelchen. Zum Dessert reicht Neidhardt Variationen des Redlove, backt damit, kreiert Mousse, Sorbet, Saft: «Alles bekommt diese wunderbare Farbe, und das ganz ohne Zusatzstoffe.» Ein weiterer Pluspunkt sei die Bekömmlichkeit des Apfels, im Gegensatz zu weissfleischigen Pendants verfüge er über doppelt so viele Antioxidantien, denen eine gesundheitsfördernde Wirkung nachgesagt wird. «Das erzähle ich dem Gast gerne», sagt Neidhardt.