«Mein Ziel ist es, ein berühmter Koch zu werden. Daran arbeite ich»
Kein Tag, an dem nicht ein neues, hippes Lokal aufgeht, an dem nicht junge Köche (Gamper, Zürich; Moment, Bern) den Schritt in die Selbstständigkeit wagen und ihre Ideen erfolgreich umsetzen. Hofläden (Kulinarische Werkstatt, Metzerlen) spriessen aus dem Boden, der Tante-Emma-Laden (Kauf Lokal, Basel) kehrt ins Quartier zurück, neue Metzgereien (Metzg, Zürich) und Bäckereien (John Baker, Zürich) gehen auf. Es bereitet Freude, diese Veränderungen mitverfolgen zu dürfen. Auch in der Gastronomie findet ein Umdenken statt. Die Köche von heute machen nicht mehr ihre Lehrlinge platt, sondern klopfen nur noch das Fleisch. Sie verlangen viel – und geben viel. Sie wecken bei jungen, talentierten Menschen die Freude am Kochen und sensibilisieren sie dafür, nachhaltig zu denken und zu handeln.
Salz & Pfeffer stellt sechs Talente vor, die ihren Weg gehen und als Einzelkämpfer oder im Team eine überlegte und überzeugende Küche zelebrieren. Es sind Sandro Sgier vom Hotel Postigliun im bündnerischen Andiast, Stefan Tabanyi von der Brasserie Hugo in Basel, Steven Moy vom Gheimtipp im bernischen Leuzigen, Imanol Alves Merayo von der Auberge de la Croix Blanche im fribourgischen Villarepos sowie Benoît Waber und Léonard Gamba vom Ben & Léo – Café de la Fonderie in Fribourg. Namen, von denen wir in Zukunft sicher mehr lesen werden.
Definitiv angekommen: Sandro Sgier
Sandro Sgier ist in den Bergen aufgewachsen, hat in Obersaxen Koch gelernt, hat drei verschiedene Küchenchefs erlebt und ist als Souschef mit Wissen und Können in den elterlichen Betrieb zurückgekehrt. Hier zelebriert er mit seinem Vater Guido Sgier eine innovative und zeitlose Küche, die ohne gesuchte Modetrends auskommt und von Mutter Claudia mit Charme, Kompetenz und Herzlichkeit präsentiert wird. «Ich bewundere meine Eltern für ihre kontinuierliche und zielorientierte Arbeit», sagt Sandro Sgier. Wenn er von seinen Eltern schwärmt, dann hat das nichts mit Betriebsblindheit, sondern mit dem Wissen zu tun, dass es keine Selbstverständlichkeit ist, in einem kleinen Dorf erfolgreich zu sein und es auf lange Sicht zu bleiben.
Vater und Sohn haben sich innert kürzester Zeit zu einem eingespielten Gespann entwickelt, das sich austauscht und neue Gerichte austüftelt. Die Küche im Hotel Postigliun ist ein aromatischer Cocktail aus Leidenschaft und Bodenhaftung. Das sind keine leeren Worthülsen, sondern schmackhafte Tatsachen. Wenn die Region zum Halali bläst und ihre Jäger einen Teil der Jagdbeute an die Familie Sgier verkaufen, reisen die Unterländer in Scharen an. Wer diesen Wildgenuss erleben will, muss sich frühzeitig anmelden, sonst wirds nichts mit Wild von hier. «Ich bin in Andiast definitiv angekommen, und Guido und ich profitieren voneinander», sagt Junior Sgier und stellt dabei sein Gericht, ein Saltimbocca von der lokalen Wildbachforelle mit Kartoffelschaum, vor.
Das Alter | 27 |
Die Stellung | Souschef |
Das Hotel | Klein, aber fein, mit besten Aussichten auf Land und Teller |
Das Gericht | Saltimbocca von der lokalen Wildbachforelle mit Kartoffelschaum |
Kochen ist | Leidenschaft und Herausforderung |
In der Freizeit | Familie, Golfen, Wandern und Snowboarden |
Die Zukunftspläne | In Andiast – und nie stehen bleiben |
Die Lebensphilosophie | Weniger ist mehr |
Arbeitet selbstbewusst: Stefan Tabanyi
Stefan Tabanyi ist in der Slowakei aufgewachsen und hat Koch gelernt. Praxisbezogen, klassisch, mit Ausbildnern, die festgefahren und emotionslos ihrer Aufgabe nachgehen. Für ihn war von Anfang an klar, dass er nur mit viel Eigeninitiative im Leben weiterkommen würde. So hat er am Tag seine Lehrpflichten getan und abends in einem Restaurant als Jungkoch die Kür in Angriff genommen. Nach seinem erfolgreichen Abschluss war der Westen, war Ibiza Traum und Ziel. Durch seinen Ehrgeiz wurde er im Beach Club White Küchenchef, kochte im Spagat zwischen Innovation und Tradition spannende Gerichte, die selbst den Programmchef des Insel-TV-Senders beeindruckten, sodass es nicht lange dauerte, bis Stefan Tabanyi im Fernsehen auf- und wieder abtrat. Das ist aber nicht der Grund, warum Jamie Oliver sein Vorbild ist, sondern weil dieser trotz seines Ruhms bescheiden geblieben ist und eine freche und spannende Küche zelebriert. Auch hat es Tabanyi beeindruckt, dass Jamie Oliver die englische Behörde dazu bewegen konnte, in den Kantinen der öffentlichen Schulen frischer, kalorienarmer und gesünder zu kochen.
«Mein Ziel ist es, ein berühmter Koch zu werden. Daran arbeite ich», sagt Stefan Tabanyi selbstbewusst. Vielleicht ist ja sein Rezept vom orientalisch überbackenen Zanderfilet der Startschuss dazu. Für die Zander-Panade verwendet er Koriandersamen, Mandeln, Haselnuss, Ingwer, Eigelb, Salz, Pfeffer und Olivenöl. Sein Patron Hugo Buser, der erfolgreich 13 Jahre lang die Veronica im Rheinbad Breite führte und nun innert kürzester Zeit den serbelnden Ackermannshof zur erfolgreichen Brasserie Hugo getrimmt hat, fördert Stefan Tabanyi, indem er ihm Verantwortung überträgt. Das hat sich bereits im Restaurant Veronica bewährt – und das zahlt sich heute in der pulsierenden Küche der Brasserie Hugo aus.
Das Alter | 31 |
Die Stellung | Chef de Partie |
Das Restaurant | Urbane, stilsichere Architektur mit zeitgenössischer Küche |
Das Gericht | Orientalisch überbackenes Zanderfilet an einer Limettensauce mit Süsskartoffelpüree |
Kochen ist | Alles |
In der Freizeit | Freundin mit neuen Gerichten überraschen, Velo fahren, schwimmen, wandern, Länder bereisen |
Die Zukunftspläne | Die Brasserie Hugo als «Place to be» etablieren und zu einem späteren Zeitpunkt das eigene Lokal auf Ibiza eröffnen. |
Die Lebensphilosophie | Glaube an dich und zweifle überlegt |