«Es ist an der Zeit, das Ganze zu festigen.»
Welche Ziele haben Sie sich gesetzt, als Sie vor neun Jahren im Universitätsspital Basel anfingen?
Manfred Roth: Ich sagte mir einfach: Ich komme nicht zurück in die Schweiz, um Spitzenhotellerie zu machen. Das habe ich gesehen, hier wie auch in Asien. Ich wollte etwas anderes tun. Und da ich die Spitalgastronomie aus früheren Jahren bereits kannte, war sie für mich immer eine Option. Zudem war die Ausgangslange sehr spannend.
Erzählen Sie.
Im Jahr 2011 verselbstständigten sich die fünf Schweizer Universitätsspitäler. Der Kanton zog sich zurück, und wir mussten uns auf dem Markt neu positionieren. Es ging darum, die Bereiche Gastronomie, Hotellerie und Service des Spitals neu zu etablieren. Wir fuhren das Catering hoch und nahmen Restaurationen zurück, die von Fremdfirmen geführt worden waren. Zudem wussten wir bereits, dass die grosse Küche renoviert werden muss. Es ist immer eine spannende Geschichte, eine Küche, die über 5000 Essen pro Tag herstellt, umzubauen. Das macht man nicht jeden Tag. Bei so einem Projekt muss man 20 Jahre in die Zukunft schauen.
Das Universitätsspital Basel führte 2018 für seine Patientengastronomie die Micro-Past-Technologie ein. Ist das die Zukunft?
Davon sind wir nach wie vor überzeugt. Im alten System produzierten wir das Essen und schickten es auf die Stationen. Wenn der Kunde um zwölf Uhr nicht da war oder sich unwohl fühlte, wurde es einfach kalt. Heute kochen wir immer noch frisch. Dann bereiten wir die Gerichte aber so auf, dass wir sie abrufen können, wenn wir sie brauchen. Den Prozess der Essensausgabe steuern wir aktiv.
Bis heute setzt kein anderes Schweizer Unternehmen auf Micro Past. War es schwierig, die Spitalleitung davon zu überzeugen?
Nein, die Fakten sprachen für sich, aber es war auch nie eine Einzelgeschichte, was wir hier in Basel gerissen haben. Einerseits hatten wir ein gut funktionierendes Team, andererseits ein Unternehmen, welches das Projekt als innovativ anschaute und zuliess. Kommt dazu, dass dieses Konzept der Produktion in Deutschland und den Niederlanden in vielen Spitälern eingesetzt wird. In der Schweiz sind wir nun die Ersten.
2011 titelte die Basler Zeitung: «Spitzenkoch kommt ins Universitätsspital». 2018 schrieb sie: «Im Unispital wird das Essen aufgewärmt». Hat Sie das geärgert?
Überhaupt nicht. Vielmehr sorgte das für eine gewisse Klarheit. Natürlich bereiten wir Essen auf. Das praktiziert man in Spitälern seit 30 Jahren. Es ist aber zweierlei, ob man eine Mahlzeit während zweieinhalb Stunden warm hält oder ob man ihr während 25 Minuten eine Wärmezugabe gibt. Das versteht jeder. Es ist letztlich auch eine Kulturfrage. In Japan, Frankreich, ja sogar in der Romandie ist die Mikrowelle etwas ganz Normales. Und wenn man weiss, was darin beim Kochprozess konkret passiert, ist das Ganze sowieso unbedenklich. Klar gibt es auch gegenteilige Stimmen, das ist mir bewusst. Wir können aber alle Kritikpunkte mit Fakten widerlegen.
Neben der Patientengastronomie wurden noch weitere Bereiche umstrukturiert. Wie gingen Sie vor?
Viele Prozesse waren früher einfach sehr umständlich. So mussten etwa die Patientenessen mühsam erfasst werden. Heute haben wir das über eine Applikation geregelt, die Essen werden per Knopfdruck auf den Fall gebucht. Dann haben wir die Stationslogistik und den Hotellerieservice neu organisiert. Wir wollten nicht mehr im Hintergrund agieren, sondern an die Front zum Kunden. So entlasten wir die Pflege, deren Kernkompetenzen schliesslich medizinische Aufgaben sind und nicht das Servieren von Essen. Das bedingte aufwendige Umschulungen. Und wir haben eine Schnittstelle mehr auf den Stationen, aber gerade in der Pandemie hat uns das sehr geholfen, weil sich jeder auf seine Sache konzentrieren konnte.