Der Hanf soll als heimische Alternative zum weitgereisten Soja auf den Schweizer Tellern etabliert werden. Das ist die Vision, welche die sechsköpfige Gruppe Alpenpionier heute Vormittag den Medien vorstellte – mitten in einem Hanffeld im bündnerischen Malans. Bislang konnten sie zehn Biobauern aus Berggebieten in Graubünden, St. Gallen und Liechtenstein als Partner gewinnen, die Hanf auf derzeit zwölf Hektaren anbauen. Der Hanfanbau hat in der Region eine lange Tradition, bis in die Dreissigerjahre begründete er einen wichtigen Wirtschaftszweig.
Die ersten Hanfnüssli, die neben viel Protein auch eine Menge ungesättigter Fettsäuren enthalten, sollen bereits diesen Herbst geerntet und zu drei verschiedenen Produkten verarbeitet werden. Die Hanfnüsse werden entweder roh verpackt, zu Öl gepresst oder zu einem Proteinpulver mit einem überdurchschnittlich hohen Proteinanteil von 60 Prozent verarbeitet.
Damit das klappt, benötigen die Pioniere einen Maschinenpark und darum einen grossen Batzen Geld: Mittels einer Kampagne auf der deutschen Crowdfunding-Plattform Startnext wollen die Hanfpioniere insgesamt 120000 Euro an Land ziehen. Sie begann am 1. August und endet am 14. September nach 45 Tagen. Zustande kommt das Investment bereits bei einer Summe von 75000 Euro, die für das nötigste Equipment reicht.
Dass sie es schaffen können, Menschen von ihrer Idee zu überzeugen, haben die drei Hauptinitiatoren – Adrian Hirt, Chemielaborant und Lebensmitteltechnologe aus Tschiertschen, Emanuel Schütt, Gärtner aus Maienfeld, und Carlo Weber, Koch und Lebensmittelingenieur aus Wädenswil – schon mindestens einmal bewiesen: Es gelang ihnen, die bekannte Lohner Naturköchin Rebecca Clopath sowie den Profisnowboarder Nicolas Müller an Bord zu holen. Die Sechste im Bunde ist die Niederösterreicherin Jennifer Rosenberg, ihres Zeichens verantwortlich für die Kommunikation.
Bei Alpenpionier macht jeder das, was er am besten kann. Und so fällt die Aufgabe, das kulinarische Potenzial der Hanfpflanze auszuloten, naturgemäss der versierten Alpenköchin Rebecca Clopath zu: Man werde verschiedene Möglichkeiten ausprobieren, um die volle Kraft der Pflanze zu nutzen. Sie arbeitet derzeit an einem Rezeptbuch für den Einsatz von Hanfnüssen und den daraus hergestellten Pionier-Produkten. Das Buch ist eines der vielen «Dankeschöns» an die Unterstützer, die bei Crowdfunding-Kampagnen üblich sind. Die Chancen, dass Hanf dereinst tatsächlich auf die Schweizer Teller zurückkehrt, stehen nicht schlecht: Die Alpenpioniere haben an ihrem dritten Tag knapp 70 Unterstützer gefunden, die zusammen etwas über 10000 Euro gespendet haben.
www.alpenpionier.ch
www.startnext.com/alpenvision