«Inzwischen ist der Groschen gefallen, auch im Ausland.»
Die Whiskys von Seven Seals werden mit einer nach Ihnen benannten Methode schnell gereift. Was hat es damit auf sich?
Dolf Stockhausen: Einfach erklärt, erhöhen wir im patentierten Verfahren den Kontakt zwischen Holz und Whisky sowie das spezifische Angebot an Geschmacksstoffen im Holz selbst, was zu einer rascheren Reifung führt. Aus Jahren werden tatsächlich Monate.
2018 präsentierten Sie Ihre ersten Abfüllungen auf dem Whiskyschiff in Zürich. Woran erinnern Sie sich?
Stockhausen: Wir hatten einen Stand beim Eingang. Schweizer Whisky hatte damals einen schweren Stand, das gute Zeug komme sowieso aus Schottland, so lautete der Tenor. Die Besucherinnen und Besucher stürmten anfangs an uns vorbei, bis wir uns ihnen in den Weg stellten und sie sozusagen dazu nötigten, unsere Destillate zu probieren. In drei Tagen verkauften wir 60 Flaschen. Da wussten wir: Wenn wir es in den Gaumen der Leute schaffen, werden wir Erfolg haben.
Wie hat der Markt diese neue Art Whisky denn aufgenommen?
Stockhausen: Erst sehr zögerlich. Selbst unsere Verkäufer waren anfangs stark von traditionell fassgereiftem Whisky geprägt und kommunizierten das Produkt falsch. Das hat uns etwa zwei Jahre gekostet. Seven Seals hätte von Anfang an als New-Age-Produkt verkauft werden sollen. Inzwischen ist der Groschen gefallen, auch im Ausland.
Welche Ziele haben Sie sich gesetzt?
Stockhausen: Wir wollen zu den besten Whiskys der Welt zu gehören. Wenn man dem Malt Whisky Companion glaubt oder unsere vielen Gold- und Doppelgoldmedaillen an den wichtigsten Wettbewerben der Welt als Massstab nimmt, sind wir davon nicht mehr wahnsinnig weit entfernt.
Wie gross ist das Produktionsvolumen?
Mike Böhler: Am Anfang waren es zirka 3000 Flaschen. Nächstes Jahr möchten wir die Marke von 100000 Flaschen knacken. Auch weil wir zunehmend in der Gastronomie Fuss fassen und das Händlernetz stetig wächst. Man findet uns in gehobenen Betrieben wie im Basler Grand Hotel Les Trois Rois oder im Kreuz in Dallenwil, aber auch in der Prodega und in den Rio-Märkten sind wir gelistet.
Und was sagen die Schotten dazu?
Stockhausen: Die haben uns in Deutschland verklagt. Damit ein Destillat Whisky genannt werden darf, muss es mindestens drei Jahre im Fass reifen. Diese Voraussetzung erfüllen wir. Allerdings verletzt die anschliessende Schnellreifung paradoxerweise die verkorksten Regeln der EU, nicht aber jene der Schweiz.
Das bedeutet?
Stockhausen: Dass wir unseren Whisky in der EU nicht Whisky nennen dürfen. Das Ganze hat mich viele schlaflose Nächte gekostet. Inzwischen haben wir eine Lösung gefunden und hoffen, dass wir einen Vergleich schliessen können. Wenn es dazu kommt, dürfen wir unsere Produkte Single Malt – Malted Barley Spirit nennen. Damit können wir leben. So lange Single Malt draufsteht, das ist wichtig.