Über die Verlierer spricht am Schluss kaum einer. Und zu den Verlierern zählte, wenn man den mit der Dubaier Gastroszene vertrauten Journalisten glauben konnte, auch Jason Atherton. Mit seinem «Row on 45» galt er manchem Insider als Anwärter auf den dritten Michelin-Stern. Und dass es einen dritten geben würde, erstmals in Dubai, war eigentlich allen klar. Passte ja auch. Erstens zum Michelin-Jubiläum – es sind exakt 125 Jahre, seit der erste Guide Michelin als Reiseführer für Chauffeure erschien –, zweitens zu den vielen hochkarätigen Neueröffnungen im Emirat. Drei Sterne wären der dramaturgische Höhepunkt, und dass sich der Michelin den entgehen liesse, glaubte niemand. So ähnlich kam es dann auch. Bloss besser. Drei Sterne fürs gerade eben eröffnete FZN des Schweden Björn Franzén und dessen Dubaier Statthalters Torsten Vildgaard, noch mal drei für den Inder Himanshu Saini im Trèsind. Und lediglich zwei, wie bisher, für Jason Atherton.
Was wir daraus lernen – ausser der Tatsache, dass der Michelin weiss, wie Marketing geht? Etwa, dass man in Dubai ausgezeichnet essen kann. Die heisse, glitzernde Metropole hat zwar kaum bis keine kleinen, individuell geführt Gourmetlokale mit wenigen Tischen zu bieten, keine Äquivalente zu Guy Savoy in Paris, zum KEI dortselbst, zum Coda in Berlin. Doch dafür scheuen die grossen Hotels, die weltweit bekannten Namen, die Investoren aus wohlhabenden Familien oder die Gastroketten keine Mühen. Den immensen Aufwand, den ein Zwei- oder Drei-Sterne-Restaurant bedeutet, können sich Neueinsteiger ohne pralle Konten eh kaum leisten. Das mag man bedauern, aber es ist der Weg, der auch in Europa immer häufiger eingeschlagen wird.