26.02.2018

Ein letztes Jahr für die Eisblume

Text: Sarah Kohler – Fotos: z. V. g.
Einst improvisiertes Pop-up, heute renommiertes Gourmetlokal: Die Eisblume in Worb gehört zu den kulinarischen Topadressen der Region. Nun verkünden die Macher das bevorstehende Aus.
Seit vielen Jahren ein gutes Team: Küchenchef Simon Apothéloz und Inhaber Mario Caretti
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«Was danach geschah, ist eine Erfolgsgeschichte, die keinem Drehbuch folgte.»

Die Überraschung ist gross, die Emotionen sind es genauso: «Auch die schönsten Geschichten finden irgendwann ein Ende», schreiben Mario Caretti und Simon Apothéloz in ihrem heutigen Rundmail. Darin verkünden der Gastgeber und der Küchenchef des Restaurants Eisblume in Worb dessen bevorstehendes Aus. Auf Ende Januar 2019 wird das Lokal seine Tore schliessen. «Klar sind das traurige Nachrichten», schreiben die Macher weiter. «Aber eigentlich ist es unglaublich, dass es den Betrieb nun seit 15 Jahren gibt.»

Tatsächlich begann das Projekt Eisblume 2003 nämlich mit nicht mehr als der Vision, in den leerstehenden Gewächshäusern in Worb alles ein bisschen anders zu machen. Initiant Mario Caretti startete damals ein improvisiertes Pop-up – und nahm die Hausforderung an, vor der unkonventionellen Kulisse der ehemaligen Gärtnerei einen Gastrobetrieb zu führen. «Was danach geschah, ist eine Erfolgsgeschichte, die keinem Drehbuch folgte», bringt es die heutige Mitteilung auf den Punkt: Die Eisblume wuchs zu einer etablierten Adresse heran. Das hat sie nicht zuletzt Simon Apothéloz zu verdanken, der 2005 direkt nach seiner Kochlehre in Worb anheuerte und sich mit seinem ganz eigenen Stil in der winzigen Küche nach und nach einen Michelin-Stern sowie 17 Punkte von Gault & Millau verdiente. Aktuell trägt er zudem den Titel Aufsteiger des Jahres.

Kulinarische Hochkunst vor ungewöhnlicher Kulisse: die Eisblume in Worb
Kulinarische Hochkunst vor ungewöhnlicher Kulisse: die Eisblume in Worb

Warum also, fragt man sich, kündigt man die Schliessung eines Restaurants an, mit dem man grad voll auf der Erfolgswelle schwimmt? «Der Entscheid, die Eisblume aufzugeben, ist nicht nur einfach, aber wir haben das Bedürfnis und das Potenzial, nach so langer intensiver Zeit neue Projekte und Herausforderungen anzunehmen», schreibt dazu Mario Caretti. Und betont: Aus wirtschaftlichen Gründen müsse man das Lokal auf jeden Fall nicht schliessen. Ein Grund sei indes, dass die Betriebsbewilligung und der Mietvertrag auslaufen. Und: «Für mich ist der Moment gekommen, ein neues Kapitel aufzuschlagen.» Konkret gründete Caretti eine Firma, mit der er Konzepte für die Garten- und Raumgestaltung erarbeitet. Sollte sich eine Lösung finden, um die Lokalität zu behalten, würde er den Standort für seine neue Unternehmung nutzen, schreibt er. «Im Zusammenhang mit kleinen gastronomischen Experimenten.»

Weniger konkret ist, was die Zukunft für die anderen bereithält. Simon Apothéloz werde künftig seine eigenen Pläne verfolgen, die aber noch nicht spruchreif seien, so heisst es in der Mitteilung. Auf unsere Nachfrage schreibt er: «Dies ist die grösste Trennung meines Lebens, aber sie öffnet mir auch Türen für neue Projekte.» Sein Souschef Dave Wälti bastelt ebenfalls bereits an Ideen, die er vorerst für sich behält. Denn momentan wollen sie sich alle erst mal noch auf eins konzentrieren: die verbleibenden 333 Tage in «ihrer» Eisblume.