«Die Kakaofarmer sind bei dem Pressvorgang die ganze Zeit dabei, Transparenz und Arbeit auf Augenhöhe werden bei Koa grossgeschrieben.»
Kakao, Trink- oder Edelschokolade, Nibs – mit dem Kakaobaum assoziieren die meisten Menschen überwiegend Schokoladiges. Es gibt indes einen Teil der Kakaofrucht, der so gar keine Schokoladenfantasien aufkommen lässt: die Pulpe. Sie ist eine Art verkanntes Genie und hat gleich zwei Jobs: Zum einen schützt sie die einzelnen Kakaobohnen, zum anderen gibt sie bei deren Fermentation den Ton an. Sind diese Aufgaben erledigt, zieht sie sich leise zurück, um in der Hitze des Äquators dezent zu verdunsten. Zudem wird für die Fermentation der Bohnen nur ein Drittel der Pulpe benötigt, der Rest bleibt ungenutzt. Quel dommage!
Hier kommt Koa ins Spiel: Das schweizerisch- ghanaische Start-up entwickelte in Zusammenarbeit mit der ETH und der ZHAW sowie der ghanaischen Universität UCC eine Methode, um den Saft der Kakaofrucht auf nachhaltige Weise zu gewinnen – und zwar nachhaltig für den Menschen und für die Natur. Durch die Reduktion der überschüssigen Pulpe verläuft die Fermentation der Bohnen zirka einen bis zwei Tage schneller als bei nicht entsafteten Bohnen. Damit sinkt das Risiko für Schimmel und Verderb. Eine klassische Win-win-Situation.
Im Fruchtfleisch sind eine Menge gute Inhaltsstoffe enthalten: Proteine, Aminosäuren, Vitamin C sowie Ballaststoffe. Geschmacklich kommt der Saft der Kakaobohne mit viel Frucht und leichter Säure daher, mit viel Litschi und leicht marzipanig-zitrisch.
Die Geschichte von Koa geht so: Einige Mitarbeiter des Teams entwickelten ursprünglich Solarprojekte in Westafrika mit dem Ziel, Solarstrom auch zu Menschen ausserhalb von Städten und Dörfern zu bringen. Im Wesentlichen handelt es sich hierbei um Kakaobauern. Bis dahin war Kakaofruchtsaft eher ein brasilianisches Phänomen, das einer der Koa-Gründer, Anian Schreiber, auf einer Reise durch Brasilien hatte probieren können, in Afrika aber nirgendwo sah. In Ghana war die Pulpe (und ist es auf vielen Plantagen immer noch) ein Abfallprodukt der komplexen Kakaoproduktion.
Gemeinsam mit seinem Partner Michael Acquah, der als Kind von Kakaobauern in Ghana aufwuchs, dann die Chance bekam, in der Hauptstadt Accra die Schule zu besuchen, und an der TU Cottbus promovierte, wollte Schreiber die Wertschöpfung in Ghana ankurbeln und nicht nur Solarenergie in die Dörfer bringen, sondern einen wirtschaftlichen Mehrwert für die Kakaobauern schaffen. Dafür lancierte das Koa-Team rund um Schreiber und Acquah sowie Finanzchef und Mitgründer Benjamin Kuschnik die Produktion des Kakaofruchtsafts, baute eine Fabrik und entwickelte eine spezielle Saftpresse.
Der Kakaobaum ist übrigens eher der anspruchsvolle Typ: Als immergrünen Baum findet man ihn in den Regenwäldern in Äquatornähe, er braucht viel Wasser, volle Sonne mag er nicht, und daher sind Schattenpflanzen wie Bananen, Papayas oder Mangos gute Begleiter in Sachen Sonnen- und Windschutz. Diese Agroforstsysteme (Mischkulturen) bringen die erfreuliche Tatsache mit sich, dass der Kakaobaum weniger anfällig für Schädlinge wie die Kakaomotte oder für Krankheiten (verursacht zum Beispiel vom Cacao-swollen-shoot-Virus) ist, was wiederum den Einsatz von Chemikalien reduziert. Ausserdem generiert der Verkauf der Früchte der Schattenspender zusätzliche Einnahmen für die Kakaobauern. Durch die Kooperation mit Koa verbessert sich das Einkommen der mittlerweile rund 1200 Kakaofarmer in Ghana um rund 30 Prozent, und Foodwaste wird ressourcenschonend vermieden.