«Serviceroboter vermitteln ein etwas weniger romantisches Bild der Gastronomie.»
Wie kamen Sie dazu, Serviceroboter zu verkaufen?
Thomas Holenstein: Bis zum Ausbruch der Covid-19-Pandemie vertrieben wir mit Pogastro eine Software für die Gastronomie. Kurz erklärt, kann man damit Inhalte wie etwa die Speisekarte, Events, aber auch Stellenangebote mit wenigen Klicks auf alle digitalen Kanäle eines Betriebs spielen. Als die Pandemie ausbrach, hatten zwar selbst gebastelte Onlineshops, Trennwände und Systeme für die Gästeregistrierung Hochkonjunktur, aber für unsere Art Onlinemarketing interessierten sich plötzlich zu wenige.
Also bauten Sie mal schnell ein zweites Standbein auf?
So war es. Wir überlegten uns, wie wir erstens als Firma überleben und zweitens Gastronominnen und Gastronomen helfen können. Der Fachkräftemangel zeichnete sich 2020 bereits ab. Ich realisierte, dass das Gastgewerbe bald ein Problem haben wird, einfach weil sehr viele Leute in andere Branchen abwanderten. Im Netz stiess ich dann auf die Serviceroboter. Als schweizweit erste Firma importierten wir fünf Stück. Drei davon konnten wir schnell weiterverkaufen, es bestand also definitiv ein Bedarf.
Wer leistet sich so einen Roboter?
Das ist noch interessant. Es gibt Leute, die behaupten, im höheren Segment der Gastronomie und Hotellerie kaufe das niemand. Tatsächlich haben wir aber Kundinnen und Kunden aus dem gesamten Spektrum, vom Chinarestaurant mit Take-away über gutbürgerliche Betriebe bis hin zum Fünf-Sterne-Hotel The Dolder Grand. Zurzeit verhandeln wir mit der Schweizer Armee.
Wie erklären Sie sich die Nachfrage?
Das Arbeitgeberbranding rückt heutzutage immer stärker in den Fokus. Es ist wichtig, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern möglichst viel Positives bieten zu können, damit sie auch bleiben. Serviceroboter sind ein Werkzeug, um das Personal zu entlasten, aber auch um die Effizienz zu steigern. Von Betrieben, die Serviceroboter routiniert einsetzen, hören wir, dass die Geräte innert dreier Monate amortisiert sind. Das ist erstaunlich, denn ein Stück kostet doch zwischen 20000 und 22000 Franken.
Was konkret kann so ein Roboter?
Nehmen Sie den Bellabot als Beispiel. Er ist das in der Gastronomie wohl bekannteste Gerät. Dieser Roboter bringt die Teller von der Küche in den Gastraum oder von dort zurück in die Küche. Er eignet sich für Betriebe, die eher in einem höheren Segment arbeiten. Der Bellabot geht dabei nicht direkt zu den Gästen, sondern agiert im Hintergrund, spart dem Personal lange Laufwege. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können sich dafür stärker den Gästen widmen.
Was muss ein Gastronom oder eine Gastronomin denn mitbringen, um einen Serviceroboter einzusetzen?
Die Grundkonfiguration machen wir. Das heisst, der Gastraum wird erfasst und die Tische werden so konfiguriert, dass der Roboter weiss, wo sich was befindet. Schön ist, wenn der Wirt oder die Wirtin nicht ständig die Tischanordnung ändert, wobei das schon auch geht. Wir erstellen einfach verschiedene digitale Tischpläne, die man je nach Bedarf auswählen kann. Das Service- oder Küchenpersonal tippt dann lediglich auf dem Display noch ein, wohin der Roboter fahren soll.
Sie sagen, Serviceroboter hätten viele positive Aspekte. Gibt es auch Nachteile?
Mit gewissen Sachen muss man umgehen. Etwa wenn Gäste sagen, damit würden Arbeitsplätze vernichtet. Ich sehe das nicht so, weil die Stellen aktuell sowieso nicht besetzt werden können. Dann brauchen Serviceroboter Strom und vermitteln ein vielleicht etwas weniger romantisches Bild der Gastronomie. Aber die Dinge wandeln sich. Und es ist auch schön zu sehen, wenn Gäste realisieren, dass sich so ein Roboter positiv auf das Personal auswirkt, es so mehr Zeit für die Kundschaft hat und vielleicht auch noch den einen oder anderen Zusatzverkauf realisieren kann.