«Das Leben ist doch keine verschlossene Nussschale!»
«Ich bin nicht nur Brauer, ich bin auch Biertrinker. Ich mag Whisky und Bier. Vielleicht ist das ja erblich, wir waren schon immer ein Familienbetrieb. Das Brauen ist hier uralte Tradition. Bereits 1886 kaufte unser Ururgrossvater die Brauerei. Mir selber war nicht von Anfang an klar, dass ich mal einsteigen möchte. Bin aber nicht schlecht gefahren so.
Bier war jahrhundertelang ein Grundnahrungsmittel wie Brot, man trank es zum Frühstück, zum Mittagessen, nicht Wasser. Wasser war nicht immer rein. Dieses Bier hatte natürlich kaum Alkohol, weil die Gärung noch nicht gesteuert wurde. Es ist schnell überegheit. Bier galt lange auch als Heilmittel. Zudem hat es den ganzen Vitamin-B-Komplex, Mineralien und so. Mit Bier kann man überleben.
Bis vor wenigen Jahren waren die Brauereien häufig auch Brennereien. Eine Beiz, ein Bauernhof, eine Brennerei, das gehörte dazu. Um 1900 gab es 600 Brauereien in der Schweiz, die konnten ihre sogenannten Nebenprodukte direkt den Tieren auf dem Hof verfüttern. Weitere Reste brannte man, Abfall gab es kaum. Das macht doch einfach Sinn, die Leute waren alles andere als blöd. Und man verwertete die Dinge möglichst direkt, mit kurzen Wegen. In Kreisläufen zu denken, war schlicht wirtschaftlicher. Wenn wir überleben wollen als Spezies, kommen wir nicht drum herum, wieder in Kreisläufen denken zu lernen.
Dass man hochwertige Rohstoffe einfach wegschmeisst, ging mir immer gegen den Strich. Brauereien geben zum Beispiel schon lange die Malzrückstände, den Treber, weiter an die Bauern, die damit die Tiere füttern. Das gibt sehr gutes Fleisch. Die Bierhefe wird teilweise ebenfalls für die Tierfütterung verwendet, aber auch für Pizzas, die Chips und in der Fischzucht. Das machen wir nicht fürs Image, sondern schon lang, aus Freude an der guten Sache.
Letzten Endes mache ich die Dinge immer auch für mich. Wegen der Freude, eindeutig. Ich mache Bier, weil ich es gern habe und ein möglichst gutes Bier will. Die Energie ist immer, etwas zu verbessern, die Sachen zu optimieren, aber echt. Nicht die Geschäftszahlen optimieren, sondern die Qualität. Die Zahlen folgen dann. In vielen Unternehmen diktieren Zahlen, bei uns mehr Ideen. Natürlich ist es wichtig, dass wir als Unternehmen überleben. Aber der Gewinn war nie die Triebkraft. Ich glaube, wir denken vor allem langfristig.
Das Problem ist: Aktionäre wollen Gewinne. Und als Verantwortlicher weiss ich, wenn ich die Zahlen nicht liefere, bin ich den Job los. Als CEO muss ich in Perioden denken, aber für ein Unternehmen ist das keine lange Zeit. Auf die Dauer ist es weniger nachhaltig. In einem Familienbetrieb plant man anders. Wenn wir 1000 Franken weniger verdienen, aber denken, dass sich der Entscheid in 30 Jahren positiv auswirkt, dann machen wir es. Unsere Überlegungen sind langfristig, weil man der nächsten Generation einen gesunden Betrieb übergeben möchte. Wenn man etwas weitergeben will, trägt man Sorge zum Ganzen.