Erst kürzlich abends, so beginnt Küchenchef Christian Adam unser Gespräch, sei seine Tochter nach Hause gekommen, empört darüber, dass es beim Bäcker nur noch zwei Brote zur Auswahl gab. «Hast du ihm gratuliert?», habe er daraufhin seinen Nachwuchs gefragt. Uns erklärt er: «Ein Bäcker, der Abend um sechs nur noch zwei Brote hat, hat alles richtig gemacht.»
Wenn es um Foodwaste geht, kommt der 59-Jährige in Fahrt. Zustände wie heute, wo allein in der Schweiz jährlich 2,8 Millionen Tonnen essbare Lebensmittel im Müll landen, will der engagierte Gastronom nicht mehr einfach hinnehmen. Zumal er weiss, dass sich viel davon vermeiden liesse und er als Leiter Gastronomie eines mittelgrossen Unternehmens eine Position innehat, in der er diesbezüglich auch etwas bewirken kann. «Betriebe wie der unsere haben eine Verantwortung. Wir müssen mit gutem Beispiel vorangehen», ist Adam überzeugt. Beim Engagement gegen Foodwaste gehe es um das grosse Ganze: «Die ökologischen, klimatischen sowie die politischen und gesellschaftlichen Auswirkungen, die verschwendete Lebensmittel im Endeffekt haben», präzisiert Adam. «Und wem das nicht reicht, dem kann ich gerne vorrechnen, dass es auch betriebswirtschaftlich extrem relevant ist, essbare Lebensmittel nicht einfach zu verschwenden.»
Tatsächlich lesen sich besagte Berechnungen für Aussenstehende eindrücklich: So hat die Universitäre Altersmedizin Felix Platter im Rahmen von zwei vierwöchigen Foodwaste-Messungen im April 2022 und Juli 2023 alle vermeidbaren Lebensmittelabfälle gesammelt, nach Kategorien sortiert und gewogen. Während bei der ersten Messung rund 7,5 Tonnen Foodwaste angefallen waren, waren es im Juli 2023 noch 6,5 Tonnen. Das entspricht einer Reduktion des Abfalls um 14 Prozent und einer monatlichen Einsparung von über 4000 Franken. Gratuliert man Christian Adam zu diesen Zahlen, zuckt er allerdings nur mit den Schultern: «Das ist nicht schlecht, aber wir sind noch lange nicht dort, wo wir sein könnten.»
Die Prognose, wohin das Spital bezüglich seines Food-Save-Potenzials könnte, basiert auf der Expertise von Foodways, einem Schweizer Umweltberatungsunternehmen im Bereich Ressourceneffizienz und Food Save Management. «Grundsätzlich können Spitäler in den guten Praxisbereich von maximal 90 Gramm Foodwaste pro Hauptmahlzeit kommen», weiss Projektleiter Alexander Pabst. Aktuell coacht er Adam und sein Team durch eine dritte Messperiode. Denn: «Zwölf Tonnen weniger Lebensmittelabfälle pro Jahr sind nicht schlecht. Aber wir haben uns gemeinsam mit Christian Adam das Ziel gesetzt, monatlich auf rund 3,5 Tonnen zu kommen», verrät Pabst.