«Entscheidend ist, dass man nichts vergisst.»
Sie kochen regelmässig am Excellence Gourmetfestival vom Reisebüro Mittelthurgau: Was macht den Job attraktiv?
Stefan Heilemann: Die Flusskreuzfahrten sind für mich eine schöne Abwechslung zum Alltag im Hotel und auch für meine Köchinnen und Köche spannende Ausflüge. Ausserdem sind die Gäste toll – und ist die Organisation von Gabi Herzig und Stephan Frei immer top.
Christian Kuchler: Für mich als Thurgauer gehört das Engagement einfach dazu. Ich kenne die Veranstalter gut, und das Excellence Gourmetfestival ist ein fixer Punkt in meinem Jahresprogramm.
Was ist an Bord die grösste Herausforderung?
Kuchler: Es braucht eine gute Planung. Ich kenne die Gegebenheiten auf dem Schiff inzwischen, weiss, wie die Küche aussieht, wie lang die Wege sind und wie knapp die Zeit ist. Das Menü sollte also so gestaltet sein, dass es nicht zu viele Handgriffe braucht. Der Fokus liegt darauf, möglichst wenig à la minute zubereiten zu müssen.
Heilemann: Entscheidend ist auch, dass man nichts vergisst. Denn sobald das Schiff abgelegt hat, gibt es keine Möglichkeit mehr, etwas zu organisieren.
Kuchler: Ich erinnere mich an eine Fahrt, auf der wir Vitello tonnato als Vorspeise geplant hatten. Allerdings hatten wir vergessen, das Fleisch dafür einzupacken. Wir mussten umdisponieren, das Menü neu schreiben und die Vorspeise, die für die Rückfahrt gedacht gewesen wäre, vorziehen. Erst in Strassburg konnten wir beim Metzger dann die Kalbshuft holen.
Wenn Sie sich ans erste Mal an Bord erinnern: Was hat Sie am meisten erstaunt?
Heilemann: Wie toll auf diesen Flussreisen alles organisiert ist – sowohl auf die Küche als auch auf den Service bezogen.
An welche Anekdote im Rahmen des Excellence Gourmetfestivals erinnern Sie sich denn besonders gut?
Heilemann: Es gab da einen Abend, an dem wir gemeinsam für ein Four-Hands- Dinner an Bord gebucht worden waren. Und Christian Vater wurde...
Kuchler: Das ist viereinhalb Jahre her. Ausnahmsweise ging die Reise damals von Strassburg nach Basel und dann retour, nicht wie sonst immer umgekehrt. So kam es, dass wir nach dem ersten Abendservice in Basel waren, als meine damalige Partnerin anrief und sagte, die Fruchtblase sei einen Monat zu früh geplatzt und sie sei auf dem Weg ins Krankenhaus. Erst dachte ich, das sei ein Scherz. Aber dann schnappte ich mir meinen noch nicht mal ausgepackten Koffer, bestellte ein Uber, fuhr von Basel direkt ins Spital in Frauenfeld – und kam tatsächlich noch pünktlich zur Geburt meiner ersten Tochter, Lara. Stefan bestritt den zweiten Abend auf dem Schiff dann mit seinen Jungs allein.
Sie kochen immer wieder auch gemeinsam, sind zugleich eng befreundet. Wie ist das, wenn Sie zusammen am Herd stehen?
Heilemann: Wir sind Seelenverwandte und können die Gerichte voneinander inzwischen blind kochen.
Kuchler: Wir könnten uns sogar problemlos gegenseitig die Speisekarte schreiben, so gut kennen wir uns – privat und eben auch kochtechnisch. Wenn wir für einen Four-Hands-Event gebucht sind, kann einer von uns das Menü schreiben und im Prinzip auch die Gerichte des anderen planen – das funktioniert.
Und was kann der jeweils andere besser?
Kuchler: Stefans Thai-Flair finde ich extrem geil. Zum Beispiel ist sein Gericht mit Perlhuhn, Yuzu und schwarzem Trüffel für immer und ewig in meinem Hirn eingebrannt – und das, obwohl man gemeinhin sagt, man solle Trüffel nicht mit Säure kombinieren. Ausserdem kann Stefan bemerkenswert gut mit Schärfe umgehen.
Heilemann: Dafür kann Christian deutlich mehr trinken.