«Es ist sehr komplex, auf unserem Niveau einen spannenden vegetarischen Gang zu ersinnen.»
Zuerst einmal ein paar Zahlen zum Aufwärmen. Seit zehn Jahren lebt Fabian Spiquel in der Schweiz, seit fünf Jahren rockt er im Maison Manesse die Küche, vor vier Jahren gabs dafür einen Stern, vor zwei Jahren übernahm er die Gesamtleitung des Lokals, und seit einem Jahr geht es dort mit neuem Konzept genau so zu und her, wie sich das der 35-jährige Australier vorstellt. «Man braucht einfach die richtigen Leute, um eine gute Stimmung ins Haus zu kriegen», sagt Spiquel.
Im Maison Manesse dreht sich alles um Komfort. Lockerheit ist Programm. Dafür wurde das Ambiente letztes Jahr aufgefrischt («hat nie besser ausgeschaut») und das Angebot gestrafft. Auf die Teller kommt zugängliches, einfaches Essen mit «viel Seele», hergestellt mit aufwendigen Techniken. Ein besonderes Augenmerk legt Spiquel dabei auf fleischlose Gerichte, für die das Restaurant mittlerweile weit über die Stadtgrenze hinaus bekannt ist. «Wir nähern uns selbst Fleischgerichten meist über das Gemüse an.» Allerdings habe das Ganze einen Preis, sagt Spiquel. «Es ist sehr komplex, auf unserem Niveau einen spannenden vegetarischen Gang zu ersinnen.»
Ein gutes Beispiel dafür ist die Ein-Kilo-Tomaten-Tarte-tatin. Wie der Name suggeriert, braucht Spiquel für die Herstellung eines dieser Tartins – wir reden da von zehn Zentimeter Durchmesser – ein Kilo der besten Tomaten, dazu einen superfluffigen Teig und sehr viel Zeit. Ähnlich aufwendig komponiert ist das vegetarische Tatar des Maison Manesse. Dafür werden vier unterschiedliche Wurzelgemüse (Karotten, das Superfood Eddos, Sellerie und Randen) unterschiedlich lange geröstet, durch den Fleischwolf gedreht und dann ins richtige Verhältnis gebracht. Wie würzig das Tatar geraten soll, entscheidet der Gast selbst – mittels Jalapeño- und Paprikaöl, gepickelter Zwiebeln und Gurken, eines selbstgemachten Senfs, Gurkenvinaigrette und eines mit Katsuobushi behandelten Whisky zum Drübersprühen.
Fazit: Fabian Spiquel hat seinen «natürlichen Fluss der Kreativität» gefunden und gleichzeitig eine Mannschaft aufgebaut, die ihm den Rücken freihält. Sodass der Chef Zeit findet, neue Projekte auszuhecken.
Maison Manesse
Hopfenstrasse 2
044 462 01 01
8045 Zürich
www.maisonmanesse.ch