«Sprache, Sprache und nochmals Sprache: Deutschkenntnisse sind matchentscheidend.»
Bereits zum vierten Mal führen Sie den «GastroGo!»-Kurs für Geflüchtete durch. Was ist das Ziel dieser Ausbildung?
Ron Prêtre: Wir wollen Geflüchteten innerhalb von drei Monaten die Grundlagen der Schweizer Arbeitswelt sowie der Gastronomie vermitteln und ihnen so eine Rampe bauen, damit sie Arbeit in der Gastronomie oder Hotellerie finden.
Begonnen hat alles mit der Ausbildung von Ukrainerinnen und Ukrainern. Nun steht der Kurs das erste Mal auch für andere Schutzsuchende offen, richtig?
Ja. Wir haben mit den Ukrainerinnen und Ukrainern angefangen, da sie mit dem Schutzstatus S die Erlaubnis haben, sofort ins Arbeitsleben einzusteigen. Wir haben so gute Erfahrungen gemacht, dass wir nun auch anderen Geflüchteten die Möglichkeit dieser Ausbildung bieten wollen.
In der Gastronomie herrscht akuter Personalmangel. Rennen Ihnen die Gastrobetriebe die Tür ein?
Unsere Vermittlungsquote lässt sich durchaus sehen: Seit September 2022 haben 45 Personen die «GastroGo!»-Kurse besucht, über 50 Prozent davon gehen inzwischen einer bezahlten Tätigkeit nach. Im aktuellen Kurs konnten wir bereits einen Viertel in einem Betrieb unterbringen.
Was ist für eine erfolgreiche Vermittlung entscheidend?
Sprache, Sprache und nochmals Sprache: Deutschkenntnisse sind matchentscheidend. Klar, es gibt Betriebe wie das Bürgenstock Resort, in denen in einigen Abteilungen vorwiegend Englisch gesprochen wird. Aber in vielen anderen Betrieben sind Deutschkenntnisse die wichtigste Grundlage. Nebst der Sprache ist auch die Flexibilität der Arbeitszeit ein grosses Thema. Bei den Personen mit Schutzstatus S ist der Frauenanteil mit Kindern sehr hoch, und die Kinderbetreuung in der Schweiz ist teuer.
Wer ist bei den Kursen alles mit im Boot?
Sie sind erfreulicherweise breit abgestützt. Mit dabei sind neben unserem Verein Sonnenberg die Kantone Luzern und Nidwalden sowie die Zentralschweizer Betriebe Bürgenstock Resort, Art Deco Hotel Montana, Hotel Schweizerhof, Tavolago, Culinarium Alpinum in Stans und das Restaurant Bahnhöfli Entlebuch. Unterstützt und gefördert wird der Kurs von Luzern Hotels sowie Hotelleriesuisse.
Was braucht ein Gastronomiebetrieb, damit er bei der Ausbildung mitmachen kann?
Man muss sich für die Menschen Zeit nehmen und sie in alle Facetten der Gastronomie einführen. Oft wird diese Aufgabe auch von Lernenden übernommen. Das ist super, da die Lernenden beim Vermitteln den Lernstoff für sich selbst wiederholen können.
Wie erleben Sie die Geflüchteten in den Kursen?
Als sehr motiviert. Ihnen ist es wichtig, ein unabhängiges und selbstbestimmtes Leben führen zu können und nicht abhängig vom Staat zu sein. Man muss sich bewusst sein: In diesen Kursen sind Menschen, die zuvor einen ganz anderen Beruf ausgeübt haben. Sie arbeiteten als Professorin an der Universität oder in einem Bergwerk. Diese Menschen wollen nicht von Sozialhilfe leben. Das Schönste wäre, wenn sich in drei bis vier Jahren jemand aus unserem Kurs mit dem eidgenössischen Fähigkeitszeugnis als Restaurantfachfrau oder -mann respektive als Koch oder Köchin bei uns auf eine Stelle bewerben würde. Das ist unser Ziel, an dem wir täglich arbeiten.