«Das hier ist ein Business.»
99,9 Prozent. So viel der rund 9000 Tonnen Shrimps-Produkte, die in der Schweiz jährlich konsumiert werden, reisen tiefgefroren oder gekocht per Schiff und LKW über die Grenze. Fast alle also. Ein verschwindend kleiner Teil stammt von findigen Bauern, die auf ihren Höfen seit 2015 Schweizer Crevetten züchten (siehe Seite 47). Mit dem Markteintritt der Firma Swiss Shrimp soll sich diese Dimension nun ändern. «Wir planen eine Aufzucht von bis zu 60 Tonnen Crevetten pro Jahr», sagt Geschäftsführer und Mitbegründer Rafael Waber. Und: «Wir wollen ein positiver Gegenpol zur importierten Massenware sein.»
Das kommt selbstbewusst daher, aber nicht von ungefähr: Initiant Thomas Tschirren hatte die Idee, in der Schweiz Shrimps zu züchten, bereits 2008. Gemeinsam mit Waber und vier weiteren Partnern arbeitete er jahrelang an der Umsetzung: Sie klärten ab, probierten und werteten aus, dachten nach und rechneten durch. 2014 bauten sie im solothurnischen Luterbach eine Pilotanlage, die sie während neun Monaten betrieben. «Wir wollten herausfinden, was es braucht, damit eine Schweizer Shrimps-Farm funktioniert», sagt Waber. «Und dann entscheiden, ob wir die Idee weiterverfolgen.»
Am Ende besiegelte eine glückliche Fügung die Zukunft des Projekts, hinter dem inzwischen 103 private Aktionäre stehen. Mit der Schweizer Salinen AG in Rheinfelden fanden die Swiss-Shrimp-Initianten einen Standortpartner, der bereit war, den Jungunternehmern auf der grünen Wiese seines Geländes ein Produktionsgebäude zu errichten, um künftig neben- und miteinander zu wirtschaften.
Die Vorteile sind rasch aufgezählt: Die Saline produziert Salz sowie Abwärme – und die Swiss Shrimp AG braucht für ihre geschlossene Meerwasser-Kreislaufanlage beides. Stolze 320 Tonnen Salz wird sie von der Nachbarin jährlich beziehen. Ausserdem sind auf dem Gelände bereits Rohre verlegt, über die das wenige Abwasser, das die Crevettenzucht nach einer internen Klärung verlässt, in den Rhein gelangen kann. «Wir haben den idealen Standortpartner gefunden», so Waber.
Neben der Frage des Standorts war für die Swiss-Shrimp-Gründer die Dimension entscheidend. «Wir stellten in der Pilotphase fest, dass das Vorhaben eine gewisse Grösse braucht, damit es auch finanziell funktionieren kann», sagt Waber. Und darum geht es den Initianten in erster Linie: Das Modell der frischen Crevetten aus der Schweiz ist knallhart kalkuliert.
Schliesslich geht das Unterfangen ganz schön ins Geld: Die Investitionskosten belaufen sich auf rund 18 Millionen Franken. «Schon die Baukosten sind sehr hoch», sagt Waber, «auch weil wir wegen des Salzwassers viel in den Korrosionsschutz investieren mussten.» Dazu kommen strenge Hygienestandards, kostspielige Infrastruktur und Analysegeräte, hohe Personalkosten et cetera. «Das hier», sagt Waber, während er in Rheinfelden über die 16 auf zwei Hallen verteilte Shrimps-Becken blickt, «ist ein Business.»