«Ich ermutige meine Leute, Fragen zu stellen.»
Herzlichen Glückwunsch zum «housekeeper 2018». Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung?
Alina Clavadetscher: Sie ist eine wunderbare Anerkennung meiner Arbeit. Ich bin etwas aus dem Häuschen und kann gar noch nicht recht glauben, dass ich gewonnen habe. Ich wollte ja ursprünglich an den Schweizer Berufsmeisterschaften Swissskills teilnehmen, war aber zu alt, was mich recht frustrierte. Da kam dieser Fachwettbewerb gerade richtig.
Welche Fähigkeiten mussten Sie unter Beweis stellen?
Wir hatten der Jury ein umfassendes Konzept betreffend Reinigung, Mitarbeiterschulung, Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz vorzulegen. Das war eine gute Gelegenheit, die eigene Arbeit kritisch zu reflektieren, Arbeitsabläufe und Standards genauer unter die Lupe zu nehmen: Ist es schlau, was wir da machen, oder gibt es Verbesserungsmöglichkeiten? Ich habe zum Beispiel gemerkt, dass ich meine Mitarbeitenden noch besser auf den Fall einer Pandemie vorbereiten muss.
Mitarbeiterführung geht im Housekeeping mit einigen Herausforderungen einher: Es gibt oft sprachliche Barrieren, die Fluktuation ist tendenziell hoch. Wie gehen Sie damit um?
Im Motel One arbeiten wir in der Hauswirtschaft mit einer Fremdreinigungsfirma zusammen. Ich mache aber keinen Unterschied zwischen eigenen und extern angestellten Mitarbeitenden. Ich investiere viel, damit mein Team sich wohl und als Einheit fühlt. Ich ermutige die Leute, Fragen zu stellen, sich einzubringen. Leider sind sich das die meisten nicht gewohnt, wenn sie neu anfangen. Am wichtigsten ist mir, dass jeder Einzelne versteht, was ich sage. Ich mache deshalb fast täglich kurze Schulungen, gerade auch in Sachen Gesundheitsschutz. Mitarbeitende müssen wissen, wie richtiges Heben und Bücken funktioniert, oder wie sie mit hautschädigenden Inhaltsstoffen umgehen. Mir macht es nichts aus, Dinge zigmal zu erklären, im Zweifelsfall organisiere ich einen Dolmetscher.
Preis- und Zeitdruck sind hoch, gleichzeitig erwarten Gäste mehr denn je. Wie bringen Sie diese unterschiedlichen Bedürfnisse in Einklang?
Am wichtigsten scheint mir auch in diesem Zusammenhang eine gute Teambetreuung. Mitarbeitende, die gut geschult sind, bleiben gesund und arbeiten effizienter. Was Gästewünsche angeht: Ich versuche natürlich, sie möglichst gut zu erfüllen, das geht aber eben nicht immer. Gewisse Dienstleistungen sind im Konzept unserer Kette nicht vorgesehen, das kann man den Gästen erklären.
Was ist das Schönste an Ihrem Beruf?
Ganz klar: die Vielseitigkeit. Man ist in so viele Themen involviert, es wird nie langweilig. Ich hoffe, dass unser Beruf in Zukunft stärker gefördert wird und Plattformen bekommt, die deutlich machen, wie attraktiv diese Arbeit ist. Wer motiviert ist, kann es weit bringen in der Hauswirtschaft. Es gibt viele Aufstiegsmöglichkeiten. Ich wünsche mir, dass wir mit Wettbewerben wie diesem ganz viele junge Leute dazu motivieren können, ihren Berufsstolz hochzuhalten.