Ihre neue Ausstellung trägt den Titel «Heimat ist ein fremder Ort». Was kann man sich darunter vorstellen?
Sandra Knecht: «Home is a Foreign Place» ist die zweite Ausstellung einer Trilogie, die sich mit den Themen Mutter, Kind und Vater auseinandersetzt. In der neuen Ausstellung geht es nun um mich selbst. Es ist eine persönliche Reflexion darüber, wer oder was mir Trost spendet und wo ich Heimat finde. Essen spielt dabei eine zentrale Rolle. Geschmack ist für mich ein Schlüssel zu Erinnerung und Identität. Ich habe 32 Künstlerinnen ausgewählt, die mich in meinem Leben geprägt haben, darunter Musikerinnen wie PJ Harvey und Patti Smith. Jede dieser Personen hat von mir ein individuelles Geschmacksprofil erhalten, das ihre Arbeit und ihre Bedeutung für mich widerspiegelt. Gemeinsam mit Michaela Frank und Monika Janika haben wir diese Geschmacksprofile in konkrete Gerichte umgesetzt.
Wie sind Sie dabei vorgegangen?
Am Anfang des Projekts stand die Frage: «Wie schmecke ich selbst? Welche Aromen und Texturen mag ich am liebsten?» Diese Überlegungen führten schliesslich zu meinem eigenen Doppelbrand mit 42 Prozent Alkohol und Namen «Chnächt&Meister», den ich über einen Zeitraum von fünf Jahren entwickelt habe. Er ist ein bisschen süss- kräuterig, aber auch etwas kantig. Diese Aromen stehen für meine Persönlichkeit – weich und zugänglich, aber auch mit Ecken und Kanten. Für die Ausstellung haben wir dann weitergedacht: «Wie schmecken andere Menschen, insbesondere die Künstlerinnen und Künstler, die mein Blick auf die Welt inspiriert haben?» Ich habe mich gefragt, welche Emotionen, Erinnerungen oder Assoziationen bestimmte Werke in mir auslösen und wie ich das geschmacklich umsetzen kann.
Wie sieht ein solches Geschmacksprofil aus?
Patti Smith ist für mich Sauerteigbrot – was durch den Sauerteig Godmother of Punk symbolisiert. Es gibt dazu ein Pilzgarum was für Resilienz steht. Ihr Leben war auch geprägt von Verlusten: Sie hat fast gleichzeitig ihren Mann, ihren Bruder und ihren besten Freund verloren. Dazu gibt es Alpenbutter aus dem Rüschegg. Das ist eine Hommage an Franz Gertsch, der sie in den Siebzigerjahren Jahren porträtiert hat.