«Ich bin definitiv in Einsiedeln angekommen, vor allem hier, im eigenen Restaurant.»
Nehmen wir für einen Moment an, das Kochhandwerk würde nicht existieren. Was wäre aus Ihnen geworden?
Renate Steiner: Künstlerin vielleicht. Auf jeden Fall etwas, das viel Freiraum zulässt. Neben dem Kochberuf gab es für mich eigentlich nie eine Alternative. Zuerst wollte ich zwar Bäckerin-Konditorin werden, fand aber keine Lehrstelle. Als ich dann die Kochlehre begann, war ich hin und weg, es war für mich das Grösste.
Ihre Lehre absolvierten Sie im Wyssen Rössli in Schwyz. Wie war das?
Mein damaliger Lehrmeister war sehr streng. Zwar nahm er sich Zeit, um uns das Handwerk von Grund auf beizubringen, aber heute könnte man mit den Leuten nicht mehr so umgehen. Damals wars halt so. Trotzdem hat mich das Ganze fasziniert. Und ich habe viel gelernt.
Sie wuchsen auf einem Bauernhof auf. Inwiefern hat Sie das geprägt?
Man kriegt viel mit, wenn man seine Kindheit auf einem Bauernhof verbringt. Wir hatten Kühe, Obst und Chriesi. Früher schlachteten wir auch noch direkt auf dem Hof, produzierten Blutwürste und was sonst noch dazugehört. Meine Mutter ist eine sehr gute Köchin. Als Kind schaute ich ihr oft zu und half mit. Wenn ich von der Schule kam, durfte ich etwa die Salatsauce herstellen. Sie liess mich immer gewähren, auch wenns nachher nicht so sauber aufgeräumt war. Wir machten auch viel ein, Bohnen und Birnen zum Beispiel. Das mag ich heute nicht mehr so sehr. Ich koche am liebsten mit frischen Zutaten – und dann muss alles weg.
Vor fünf Jahren eröffneten Sie das Chez Renate. Wie lautet Ihr Fazit?
Ich bin definitiv in Einsiedeln angekommen. Vor allem hier, im eigenen Restaurant. Davor hatte ich während acht Jahren das nur zwei Häuser entfernte Gasthaus Meinradsberg geführt. Aber dort war ich halt nur eingemietet. Das Chez Renate ist meins und genauso, wie ich es haben will. Das ist ein komplett anderes Gefühl. Und ich trete hier auch völlig anders auf als vorher. Es fühlt sich an wie mein Zuhause. Und meine Gäste kommen mich besuchen.
Wenn Sie nun jemand noch nicht kennt: Was würde Sie am treffendsten beschreiben?
Das Kochen ist der eine Aspekt, aber ich habe auch sehr gerne Menschen um mich herum. Deshalb denke ich, dass sich die Leute wohl bei mir fühlen. Das Herz ist immer dabei, das Menschliche ist gegeben.
Bevor Sie das Chez Renate eröffneten, hatten Sie sich eine Auszeit genommen. Warum?
Nach dem Engagement im Meinradsberg wusste ich eine Weile nicht, wie es weitergehen soll, ob ich überhaupt im Gastgewerbe bleiben will oder nicht. Ich unternahm dann eine Reise nach Südamerika. Als ich zurück war, half ich bei Beat Walkner in Gurtnellen aus. Die Räumlichkeiten hier standen schon eine Weile leer. Irgendwann entschloss ich mich, es einfach zu wagen.
Wie haben Sie die Pandemie er- und überlebt?
Da rasselten wir voll hinein. Es war nicht einfach, der Betrieb war neu, ich hatte viel investiert und durchaus Existenzängste. Aber es ist am Schluss wirklich gut herausgekommen. Wir wurden stark unterstützt. Aber das Ungewisse während der Pandemie war nicht einfach. Wir hatten Glück, dass das Lokal vom ersten Tag an, als wir wieder aufmachten, voll war.
Woher kommen Ihre Gäste?
Ich habe viele Einheimische aus Einsiedeln, Steinen, Schwyz und Umgebung. Aber auch Zürich ist nicht weit entfernt. Und klar bringt uns das Kloster Gäste, nicht die Pilgerinnen und Pilger, aber viele andere. Einsiedeln ist super, weil es viel bietet. Man kann hier wandern, Ski oder Velo fahren. Und das spüren wir an der Laufkundschaft.
Kochtechnisch haben Sie im Chez Renate eine Schippe draufgelegt.
Bei Beat Walkner habe ich nochmals viel gelernt. Ich koche sicherlich feiner als vorher und auch frecher. Trotzdem sind es klassische Kombinationen, gerne auch alte Gerichte wie Hafechabis oder Kutteln, etwas anders interpretiert. Dann schaue ich darauf, Produkte aus der Region zu verwenden, etwa Gotthard-Zander aus Erstfeld, aber auch eine Jakobsmuschel muss Platz haben, finde ich.