Darum ist es dieses Jahr besonders gefährlich, seiner Frau eine Burka zu schenken. Denn Frauen wissen genau, was heruntergeschrieben ist, brechen beim Auspacken in Tränen aus und schluchzen: Soso, Ausverkauf, ich bin dir also nur eine Halbpreisburka wert. Eine Burka vom Ramschtisch zeugt von Geiz und nicht von Liebe.
Für eine vollpreisige Burka geht man wohl am besten nach Interlaken. Da hat die Burka durchgehend Saison, da findet man bestimmt etwas Hübsches in dieser oder jener Boutique. Vielleicht sogar etwas Gefüttertes. Aus Schweizer Barchnet. Mit Edelweissmotiv. Schliesslich besuchen jedes Jahr 600 000 Moslems die Schweiz, und am liebsten flanieren sie am Genfersee oder in Interlaken. Burkaträgerinnen sind gern gesehen dort, denn erstens bringen sie Umsätze und zweitens können sie im Restaurant auf die Frage «Ischesrächtgsi» ihr Gesicht verziehen und kein Kellner ist beunruhigt.
Interlaken macht das schon recht gut mit seinen Gästen aus den Golfstaaten. Vier Shisha-Bars in town, Halal-Restaurants und Halal-Gleitschirmflüge gibt es genauso wie Gebetsteppiche mit Mekka-Kompass. Die Halal Barbecue Cruise auf dem Brienzersee hat schon etwas Völkerverbindendes – Araber sind halal, Amerikaner sind Barbecue, Schweizer verbinden gerne Völker.
Natürlich kann sich sogar Interlaken noch verbessern. Gewünscht sind mehr öffentliche und private Waschmöglichkeiten zur Vorbereitung auf das Gebet. Und mehr geschlechtergetrennte Swimmingpools. Ich persönlich würde Interlaken auch eine frauenlose Zone empfehlen, in welcher flanierende Männer keine Angst haben müssen, von lasziven Frauenaugen sexuell belästigt zu werden.
Markisen für die Trottoirs wären allenfalls etwas. Zur Beschattung der Burkaträgerinnen, denen im Sommer die Berner Oberländer Sonne doch gnadenlos auf die schwarz vermummten Häupter hinunterbrutzelt. Unter den Burkas ist es vermutlich gopfvergessen heiss. Die Araberinnen sind unter ihren dunklen Wallegewändern sicher knappstmöglich gekleidet.
«Unter den Burkas ist es vermutlich
gopfergessen heiss.»
Knapp bekleiden sich leider auch jene zumeist bärtigen Herrenmenschen, die beim Flanieren und Shoppen in Interlaken ihren vermummten Frauen gerne ein paar Meter vorausgehen. Sie latschen in Flipflops, tragen fette Goldketten, leichte Shorts und Bermudas, und schwitzen tun sie nur wegen ihrer fetten Wampen, die so schön kontrastieren mit ihrer FLAK™ 2.0 XL POLARIZED Supersportsonnenbrille von Oakley Sports Eyewear.
Optisch sind unter diesen Herrenmenschen vor allem jene Exemplare eine Umweltverschmutzung, die so breitbeinig gehen wie ein frisch vom Pferd gestiegener John Wayne mit Eierschmerzen. Darum hätte das Tessin diesen Sommer nicht den Frauen die Burka verbieten sollen, sondern ihren Männern die Bermudas und den Machoschritt. Oder noch besser: Kein Burkaverbot für sie, sondern eine Burkapflicht für ihn. Inklusive schwarzer Wallegewänder für solidarisches Dampfgaren. Aber die Sonnenstube der Schweiz wollte es anders, und das liberale Interlaken drüben im Berner Oberland setzt nicht auf Kleidervorschriften, sondern auf freie Marktwirtschaft.
Umso eigenartiger mutet es an, dass man in Interlaken keine Läden oder Restaurants findet mit verhüllten Kellnerinnen. Der Markt wäre doch da. Und alle Direktbetroffenen wären froh um verhüllte Kellnerinnen. Die bärtigen Herrenmenschen wären froh, weil ihr Blut beim Bedientwerden dank der Burka weniger in Wallung geriete. Ihre vermummten Frauen auch. Die Kellnerinnen wären froh, weil sie dank der Burka die Herrenmenschen nicht auch noch anlächeln müssten. Die Chefin wäre froh, weil sie dank der Burka auch Mitarbeiterinnen im Service beschäftigen kann, die mangels Alternativen ausschliesslich mit inneren Werten punkten. Allesamt wären sie froh, und trotzdem wird nicht vermummt. Auch nicht an der Rezeption der Hotels, wo die armen Herrenmenschen provoziert werden von splitternackten Frauengesichtern, die womöglich auch noch lächeln müssen, wenn der Herrenmensch durch die Lobby stolziert, gefolgt von seinem schwarzen Warmhaltesystem.
Ob die Herrenmenschen wohl noch kämen, wenn alle Mitarbeiterinnen, Verkäuferinnen, Wirtinnen, alle Interlaknerinnen, ja alle Berner Oberländerinnen Burka tragen würden? Wer weiss. Tourismus und Religion sind kein Liebespaar, weder im Davos der orthodoxen Juden noch im Interlaken der Wahhabiten.
Aber man ist pragmatisch in Interlaken. Serviert wird, was gewünscht wird. Zum Beispiel Bier am Stammtisch der bärtigen Einheimischen mit ihren geifrigen Sprüchen bis Flasche zwei und ihrem Griff ans Füdli der Serviertochter ab Flasche drei. Tourismus und Moral sind halt auch kein Liebespaar. Und das war schon so, als die Herrenmenschen noch ausschliesslich Einheimische waren.