«Wir können aufs Klima Einfluss nehmen und sollten es dringend tun.»
Nüsslisalat mit Speck und Ei zur Vorspeise, Älplermagronen mit Apfelmus zum Hauptgang und eine Schokoladenmousse zum Schluss – ein Menü, wie es Schweizer oft und gerne essen. Was wir heute noch zu unseren Leibspeisen zählen, könnte in Zukunft allerdings sprichwörtlich vom Tisch sein, denn der Klimawandel gefährdet die Nahrungsmittelproduktion weltweit. Steigende Temperaturen, übernutzte Böden und damit verbundene Phänomene wie Dürren, Überschwemmungen und Schädlingsplagen führen zu vermehrten Ernteausfällen. Auch in der Schweiz sind sie bereits spürbar: So bekam der Hitzesommer 2018 den heimischen Zwiebeln so schlecht, dass nur noch der Massenimport half. Mit der Kampagne «All you can’t eat» zeigt die Umweltallianz Schweiz auf der Basis wissenschaftlicher Daten, wie der Klimawandel unser Speiseangebot bis ins Jahr 2050 verändern könnte. Was das mit beliebten Schweizer Klassikern macht, demonstriert Koch Markus Burkhard (Restaurant Jakob, Rapperswil) im Rahmen der Aktion mit einem Küchenexperiment.
Und so wird aus Nüssli- ein Artischockensalat. «Nüsslisalat ist ein durchaus bedrohtes Lebensmittel», sagt der an der Kampagne beteiligte Wissenschaftler Adrian Müller, Experte für Klimawandel und Landwirtschaft am Forschungsinstitut für biologischen Landbau (Fibl). Wenn die Temperaturen weiter steigen, die Sonne den Nüsslisalat versengt und das Wasser für seinen Anbau knapp wird, könnte die Artischocke in die Bresche springen. Für die Bauern würde es sich dann durchaus lohnen, ihre Salatfelder für die widerstandsfähige Südpflanze zu räumen. Die Salatbeilagen Speck und Ei hat Koch Burkhard in seinem Zukunftsmenü durch Shiitake-Pilze und Seidentofu ersetzt: «Der Zuchtpilz ist in seinem Anbau ressourcenschonend, und die Sojaproduktion könnte durch die steigenden Temperaturen vergleichsweise wenig betroffen sein.»