10.05.2024

Kaffee mit Schuss

Interview: Andreas Bättig – Fotos: Justin Groep / Swiss SCA, z. V. g.
Sandro Roth ist amtierender Schweizer Meister in der Disziplin Coffee in Good Spirits. Im Gespräch verrät er, was einen guten Kaffee-Cocktail ausmacht.
Sandro Roth hat sich darauf spezialisiert, Cocktails auf der Basis von Kaffee zu mixen.
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«Die Spirituosen dürfen den Geschmack auf keinen Fall überdecken.»

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Spirituosen und Kaffee in einem Cocktail zu kombinieren?
Sandro Roth: Als die Covid-Pandemie begann, hatte auch ich als gelernter Industriedesigner wie viele andere auf einmal viel Zeit. Cocktails faszinierten mich schon immer. Gleichzeitig mag ich Kaffee sehr gern. Ich dachte mir: Warum nicht zwei Dinge zusammenführen, die ich sehr mag? Dass man Kaffee mit Schnaps kombiniert, ist ja nichts Neues. Wir alle kennen den berühmten Kafi Lutz – bestehend aus Kaffee und Träsch. Aber ich wollte einen Schritt weiter gehen und neue Kombinationen ausprobieren. Also habe ich 100 Tage lang jeden Tag einen Kaffee-Cocktail gemixt und auf Instagram gepostet.

Inzwischen sind Sie damit sehr erfolgreich. Am letzten Swiss Coffee Festival konnten Sie Ihren Schweizer-Meister-Titel in der Kategorie Coffee in Good Spirits verteidigen. Was macht einen guten Coffee in Good Spirits aus?
Wie Spirituosen hat jeder Kaffee sein eigenes Geschmacksspektrum. Entscheidend ist, welche Geschmacksrichtungen gut miteinander harmonieren. Ein Beispiel: Whisky passt in der Regel gut zu sehr vielen Kaffeesorten. Der Star des Cocktails muss aber ganz klar der Kaffee bleiben. Auch bei mir steht dieser an erster Stelle. Ich schaue, welches Geschmacksprofil er hat und wähle dann die passenden Spirituosen aus. Die Spirituosen dürfen den Geschmack auf keinen Fall überdecken. Sonst gibt es Abzüge bei der Bewertung.

Welche Kombinationen passen gar nicht zusammen?
Kaffee und CO2-haltige Getränke wie Tonic Water. Kaffee und CO2 vertragen sich nicht gut, denn es bilden sich bitter schmeckende Bläschen. Als Alternative verwendet man besser Stickstoff, besser bekannt unter dem Begriff Nitro. Der Trend ist mit dem Nitro Cold Brew auch in der Schweiz angekommen. Mit der Säure muss man ebenfalls vorsichtig sein. Welche Kombination man wählt, ist bei den Meisterschaften sehr wichtig. Wir als Teilnehmende müssen sagen, wie der Cocktail schmecken soll. Die Jury muss dann den Geschmack im Cocktail wiederfinden.

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Welche Kaffeezubereitungsart wählen Sie am liebsten?
Für warme Cocktails Filterkaffee, für kalte Getränke Espresso. An der Meisterschaft muss man den Kaffee frisch zubereiten. Ansonsten verwende ich gerne Cold-Brew-Kaffee, mit dem sich kalte Cocktails natürlich sehr gut mixen lassen.

Als Schweizer Meister dürfen Sie an der Weltmeisterschaft in Kopenhagen teilnehmen. Mit welchen Cocktails möchten Sie dort abräumen?
Ich möchte hier natürlich noch nicht alles verraten. Was ich schon sagen kann: Ich versuche, zwei Klassiker neu zu interpretieren. Das kalte Getränk wird ein Bloody Mary sein. Beim warmen Cocktail möchte ich ein Stück Schweizer Tradition in den Wettbewerb bringen, mit einem Kafi Lutz.

Sind Kaffee-Cocktails auch für die Gastronomie spannend?
Auf jeden Fall! Das Thema Coffee in Good Spirits ist für die Gastronomie interessant, da die meisten Betriebe über eine Kaffeemaschine verfügen, sei es eine Siebträgermaschine oder ein Vollautomat. Ein Problem besteht häufig darin, dass nicht dieselbe Person für die Zubereitung der alkoholischen Getränke und des Kaffees zuständig ist. Die vorhandene Kaffeemaschine könnte jedoch besser ausgelastet und das Angebot somit erweitert werden.

Weltmeisterschaft in Kopenhagen
Vom 27. bis 29. Juni findet in Kopenhagen die Weltmeisterschaft in der Disziplin Coffee in Good Spirits statt. Daran wird auch der Schweizer Meister Sandro Roth teilnehmen. Roth ist 36 Jahre alt, kommt aus Windisch im Kanton Aargau und arbeitet als Industriedesigner. An der Weltmeisterschaft muss er eine Spirituose auswürfeln, aus der in sechs Minuten zwei identische Cocktails kreiert werden müssen. In der ersten Runde gilt es, jeweils zwei identische warme und kalte Getränke innerhalb von zehn Minuten zuzubereiten. Auch der Kaffee muss innerhalb dieser Zeit gebrüht werden. Mindestens eines der beiden Getränke muss auf Espresso basieren. Im Final besteht die Aufgabe dann darin, ein kaltes oder ein warmes Getränk plus einen klassischen Irish Coffee zu mixen. Seine Kaffee-Cocktails zeigt Sandro Roth auf seinem Instagram-Kanal.