19.11.2024

Kampf dem Kleben

Text: Andreas Bättig – Fotos: Chris Iseli, MPI für Polymerforschung
Die Aargauer Firma Repan ist darauf spezialisiert, gebrauchte Pfannen neu zu beschichten, damit sie nicht weggeworfen werden müssen. Das schont nicht nur die Umwelt, sondern auch das Portemonnaie.
Geschäftsführer Dominic Müller mit Pfannen, die bald ein neues Leben bekommen.
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«Für die Neubeschichtung hat Müller ein spezielles Verfahren entwickelt.»

Kaum etwas ist in der Küche ärgerlicher, als wenn Fleisch oder Rösti am Pfannenboden kleben bleiben. Handelt es sich dabei um eine Pfanne mit Antihaftbeschichtung, ist das meist ein klares Indiz dafür, dass die Beschichtung durch ist und es eine neue Pfanne braucht. Diesen Frust kennt auch Dominic Müller. Als bei ihm eines Tages die Rösti kleben blieb, musste eine neue Pfanne her. Statt die alte wegzuwerfen und eine neue zu kaufen, fragte er sich aber, ob es nicht auch anders geht. Während seiner Ausbildung zum Energie- und Umweltingenieur besuchte Müller den Kurs Geschäftskonzepte der Innosuisse. «Dort errechnete ich, dass zwei Millionen Bratpfannen pro Jahr unnötig weg- geworfen und mit viel Energie verschrottet werden», sagt Müller und erinnert sich: «Ich fand es absurd, ein Kilo Metall weg- zuwerfen, nur wegen einer abgebrochenen Schicht von wenigen Mikrometern Dicke und zwei Gramm Gewicht.» Schliesslich muss dieses Metall geschreddert, geschmolzen, nach Fernost transportiert und zum Grossteil wieder neu aus dem Berg abgebaut werden. «Das ist alles andere als nachhaltig. Also begann ich zu tüfteln, wie man einfach die Beschichtung austauschen könnte», so Müller.

Upcycling spart Ressourcen
Aus dem Tüfteln heraus ist eineinhalb Jahre später dank Crowdfunding Repan entstanden. Einerseits versieht die Firma Pfannen in einem speziellen Verfahren wieder mit einer Antihaftbeschichtung, andererseits bietet sie fertige Pfannen zum Verkauf an. «Durch das Upcycling intakter Pfannen aus der Region und die Wiedderverwendung von Kundenpfannen sparen wir 95 Prozent an Energie und Material und schonen die Umwelt», sagt Müller. Eine neu beschichtete Pfanne verbrauche 20-mal weniger Ressourcen als eine neu produzierte.

Zum einen sortiert Repan in Kooperation mit Entsorgungsinstitutionen wie jener der Stadt Zürich intakte und hochwertige Pfannen aus, die in der Recyclingstation abgegeben werden. Zum anderen nimmt die Firma Pfannen von Kundinnen und Kunden zurück, damit sie nicht unnötig entsorgt werden müssen. Wer seine alten Pfannen bei Repan neu beschichten lassen will, stellt eine vorfrankierte Mehrwegkiste auf, legt ausgediente Pfannen in die Kiste und bucht via Telefon oder QR-Code eine Abholung. Anschliessend kommt das Material revidiert zurückgeliefert, zusammen mit einer Rechnung.

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Die gebrauchten Pfannen werden bei Repan mit viel Handarbeit wieder auf Vordermann gebracht.
Die gebrauchten Pfannen werden bei Repan mit viel Handarbeit wieder auf Vordermann gebracht.
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Vom Roh- zum Neuling
Für die Neubeschichtung hat Müller ein spezielles Verfahren entwickelt. Nachdem alles Brennbare entfernt worden ist, kommen die Pfannen, die zu Repan geschickt werden, in den Ofen. Durch kontrollierte Überhitzung wird die Beschichtung vollständig entfernt. Es entsteht ein Pfannenrohling. Anschliessend wird mit einer Spritzpistole eine neue Antihaftbeschichtung aufgetragen. Diese besteht aus mehreren Schichten, ist hitze-, säure-, laugen-, fett- und schmutzabweisend – sowie für die Gesundheit unbedenklich (siehe Kasten). Dank einer Kohlenstoff-Fluor-Verbindung haftet nichts daran. Die aufgewerteten Pfannen werden gereinigt, der Griff gegebenenfalls neu vernietet, der Boden geebnet und aussen frisch lackiert. Im Prinzip, sagt Müller, könne man jede Pfanne neu beschichten. Doch Repan schaut genau hin. «Bei sehr günstigen Stücken raten wir zum Ersatz, denn diese sind nicht dafür gemacht, lange zu halten, und müssen früh weggeworfen werden.»

Backbleche halten Intensivtest stand
Inzwischen beschichtet Repan nicht nur Pfannen neu, sondern auch Grills, Roste, Konvektomaten- und Backbleche, Rührwerke und Racletteschaufeln. «Das ist vor allem für die Gastronomie und Industrie interessant, denn solche Bleche sind in der Neuanschaffung sehr teuer», so Müller. Je nach Grösse kostet eins zwischen 150 und 300 Franken. Kostenpunkt für die Neubeschichtung bei Repan: 79 Franken.

Bruno Beck, Betriebsleiter der Compass Group (Schweiz) AG, setzt bereits auf Alugussbleche von Repan. In der Küche des Unternehmens werden täglich je rund 300 Frühstücke, Mittagessen und Abendessen zubereitet. «Die Bleche sind bei uns täglich im Einsatz», sagt Beck. «Auf ihnen braten wir mit Heissluft Rösti, Schnitzel oder Gratin. Dabei müssen die Bleche einiges aushalten. Sie werden zum Beispiel gestapelt, was für eine Antihaftbeschichtung eine hohe Belastung ist.» Doch die Bleche von Repan erfüllen Becks Anforderungen: «Sie sind sauber verarbeitet und halten gut eineinhalb Jahre, bevor sie neu beschichtet werden müssen.»

40 Bleche hatte die Compass Group von Repan bezogen. 30 davon gingen zurück und wurden neu beschichtet. «Das lohnt sich vor allem vom Preis her. Wenn ich so ein Blech neu kaufe, kostet das 220 Franken.» Dass bei einer Neubeschichtung die Bleche nicht mehr entsorgt werden müssen und damit Ressourcen gespart werden, sei ein zusätzlicher Vorteil, so Beck.

Inselspital setzt auf Repan
Gute Erfahrungen mit den Pfannen von Repan hat Beat Blum, Leiter Küchen des Inselspitals in Bern, gemacht. «Ich testete eine Pfanne zuerst daheim. Sie überzeugte mich. Die Pfannen haben eine robuste Beschichtung, an der nichts haften bleibt.» Aufs Konzept aufmerksam wurde Blum durch den strategischen Einkäufer des Inselspitals. Anfang Jahr sammelte er rund 60 alte Bratpfannen ein und schickte sie zur Aufarbeitung an Repan.

Die neu beschichteten Pfannen sind seit rund acht Monaten im Einsatz und haben sich in der Grossküche bewährt. Die Küchenabteilung des Inselspitals mit ihren 120 Mitarbeitenden und 15 Lernenden produziert täglich rund 5000 Mahlzeiten «Das Feedback der Crew ist sehr gut», sagt Blum. Inzwischen ist das Inselspital in die zweite Runde gestartet und hat erneut 40 bis 50 alte Pfannen eingeschickt. Für Blum ist das Projekt ein Paradebeispiel für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft: «Eine Pfanne kann zirka sechs Mal aufbereitet werden. Bei Neupreisen von 160 bis 180 Franken lohnt es sich auf jeden Fall, die Pfanne für rund 60 Franken aufbereiten zu lassen.»

Soziales Engagement
Heute beschichtet Repan rund 2000 Pfannen und Bleche pro Jahr und beschäftigt fünf Mitarbeitende, darunter solche einer Stiftung, die Menschen beim Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt unterstützt. «Wir sind überzeugt, dass sich das Modell der Kreislaufwirtschaft durchsetzen wird und wir weiter wachsen», sagt Müller. Und dass in Zukunft noch weniger Röstis am Pfannenboden kleben bleiben.

Repan Service
Klosterstrasse 40
5430 Wettingen
078 257 04 50
repan.ch/gastro

Antihaftbeschichtung: Giftig oder unbedenklich?

Um die Antihaftbeschichtung von Pfannen (auch bekannt unter dem Markennamen Teflon) ranken sich viele Mythen – vor allem in den sozialen Medien. Thomas Vilgis, Physiker am Max-Planck-Institut für Polymerforschung in Mainz, klärt auf.

Woraus besteht eine Antihaftbeschichtung?
Thomas Vilgis: Aus Polytetrafluorethylen, kurz PTFE genannt. Das ist ein unverzweigtes, linear aufgebautes, teilkristallines Polymer wie etwa Polyethylen, bei dem alle Wasserstoffatome durch Fluor ersetzt sind. Das macht den Werkstoff extrem widerstandsfähig, hart und praktisch unverwüstlich.

Ist solches PTFE unbedenklich?
Im Prinzip ja. Selbst wenn abgekratzte Krümel ins Essen gelangen und man sie verschluckt, ist das kein Problem. Sie reagieren im Körper nicht und werden einfach wieder ausgeschieden. Kritisch wird es, wenn man eine leere beschichtete Pfanne stark überhitzt. Das passiert bei etwa 300 Grad. Dann beginnt sich das PTFE zu zersetzen und es können giftige Spaltprodukte entstehen, die beim Einatmen krank machen können. Man bekommt zum Beispiel Fieber.

Woher kommt dann aber der Mythos, dass Pfannen mit Antihaftbeschichtung gefährlich seien?
Früher wurden problematische Emulgatoren verwendet, um das PTFE mit dem Metall zu verbinden. Diese Stoffe wie PFOA gehören zu den «ewigen Chemikalien», sind krebserregend und in der Umwelt schwer abbaubar. Sie sind heute verboten.