«Ein Drink soll ja einfach und mit wenigen Zutaten aufgebaut sein.»
«Ich bin so glücklich und kann es kaum fassen», freute sich Rafael Vasquez nach der Bekanntgabe der Juryentscheidung durch Gianni Migliore von Best Taste Trading und strahlte über beide Ohren. «Natürlich habe ich gehofft zu gewinnen, aber erwartet habe ich es mir keinesfalls», erklärt der 32-jährige Bartender der Zürcher Widder Bar. Er hat sich am 23. Januar beim Schweiz-Finale des internationalen Wettbewerbes Diplomático World Tournament von Rum Diplomático als Sieger gegen vier weitere Finalisten und eine Finalistin behauptet. «Es waren wirklich sehr gute Bartender dabei, es muss ein Kopf-an-Kopf-Rennen gewesen sein», so Vasquez. Ausgetragen wurde das Schweizer Finale im Restaurant & Bar Gustav, wo Spitzenkoch Antonio Colaianni mit einem Flying Dinner für das leibliche Wohl sorgte.
Rafael Vasquez überzeugte mit seinem Cocktail «El Noble» ein hochkarätiges Jurorenteam unter dem Vorsitz von Vizeweltmeister Remo Thörig. Die Barlegende Peter Roth, der sich seit Jahresanfang in Rente befindet, sich aber nach wie vor – nun als Gast – gerne in der Kronenhalle Bar blicken lässt, Marcel Giger, Vize-Präsident der Swiss Barkeeper Union, und Oliver Strekeisen, Master of Bartending IBA, beurteilten nicht nur die liquiden Cocktails an sich, sondern das ganze Paket: Präsentation, Zeitmanagement, Ausstrahlung, Eleganz, Leidenschaft und Kreativität stellen wichtige Beurteilungskriterien dar.
Fünf Zentiliter Diplomático Mantuano, ein Zentiliter Maple Sirup und 0,5 Zentiliter Frangelico, zum Schluss das Glas mit Smokey Whisky wie Laphroaig 10 besprühen, und fertig ist der «El Noble», jener Cocktail, der Rafael Vasquez nicht nur den Schweizer Sieg, sondern den Einzug ins Semi-Finale in Venezuela beschert hat. Klingt eigentlich ganz einfach. «Ist es aber nicht», weiß Dirk Hany, ehemaliger Chef der preisgekrönten Widder Bar und Vasquez’ «Mentor», aus eigener Erfahrung. «Ein Drink soll ja einfach und mit wenigen Zutaten aufgebaut sein. Unser Motto hinter der Bar lautet ,keep it simple and sexy’», frohlockt der Wahlschweizer Vasquez, der in der Dominikanischen Republik geboren und aufgewachsen ist und seit mehr als zwei Jahren nicht aufhören kann, in der Widder Bar zu mixen und rühren. Sein bisheriger Chef werde ihm fehlen: «Dirk war mein Mentor, und ich bin ihm für alles Gelernte unglaublich dankbar». Für Hany, den man fortan als Prestige Manager bei Pernod Ricard nicht mehr «hinter, sondern vor oder neben den Bars» der gehobenen Gastronomie als Berater antreffen wird, bedeutet der Sieg seines Zöglings «mein schönstes Abschiedsgeschenk».