25.05.2023

Klarer denken dank gesundem Darm

Gastbeitrag: Lauren Wildbolz, Kreativ-Direktorin Soil to Soul – Fotos: z. V. g.
Eine Studie aus der Slowakischen Republik zeigt: Mit einer vegetarischen oder veganen Ernährung lässt sich das Mikrobiom im Darm positiv beeinflussen. Und das wiederum hat Auswirkungen bis ins Gehirn.
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Wird wieder Fleisch gegessen, kehrt sich der Effekt um.

Der Mensch ist mehr als nur ein Körper – in und auf uns leben Abermilliarden Bakterien, die zum Beispiel dabei helfen, den Körper zu ernähren oder die Haut gesund zu erhalten. Diese nützlichen Bakterien innerhalb eines Lebensraums werden in der Summe Mikrobiom genannt. Im Darm gibt es davon kiloweise. Und inzwischen weiss man, dass zwischen Darm und Gehirn eine wichtige Verbindung besteht. Etwas überspitzt formuliert, gilt also: Wer einen gesunden Darm hat, denkt gewissermassen klarer.

Eine Meta-Studie des Physicians Committee for Responsible Medicine (PCRM) und des Staatsministeriums für Erziehung, Wissenschaft, Forschung und Sport der Slowakischen Republik hat ausserdem aufgezeigt: Wer sich für eine vegane oder vegetarische Ernährung entscheidet, kann sein Mikrobiom positiv beeinflussen. Die Meta-Studie (eine Studie auf der Basis von Studien) wertete 103 Forschungsarbeiten aus, die sich mit der Auswirkung von vegetarisch-veganer Ernährung im Vergleich zu fleischhaltiger Ernährung auf die Darmflora beschäftigen. Das Ergebnis: Im Vergleich zu Menschen, die Fleisch essen, weisen Veganerinnen und Vegetarier zuverlässig das vielfältigere Mikrobiom auf. Eine Ernährungsumstellung auf vegan oder vegetarisch bewirkt innerhalb einer Woche messbare Verbesserungen der Darmflora. Wird wieder Fleisch gegessen, kehrt sich der Effekt um. Langfristige Verbesserungen treten nach drei Monaten ein.

Der Konsum von grossen Mengen Fleisch – namentlich von prozessiertem Fleisch wie Wurstwaren – «züchtet» im Darm gewissermassen eine bestimmte Art von Bakterien, die dabei helfen, das Fleisch und die darin enthaltenen Fette und Konservierungsstoffe zu verwerten. Genau diese Bakterien haben jedoch eine ungünstige Wirkung auf den gesamten Körper, weil beim Verstoffwechseln der für sie geeigneten Elemente Abfallstoffe anfallen, die dem Körper auf lange Sicht nicht gut tun.

 

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Zusätzlich zeigt die Studie, dass eine Ernährungsform mit viel tierischem Eiweiss Entzündungsprozesse begünstigt und das Risiko für Darmkrebs erhöht. Pflanzliche Fette wie Pflanzenöle, Nüsse und Saaten steigern die Produktion gesundheitserhaltender Bakterien im Darm. Derweil erhöhen tierische Fette bekanntermassen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Auch der Vitamin-Status im Körper scheint gemäss der Meta-Studie von einer fleischfreien Ernährung zu profitieren. Langfristig betrachtet kann eine pflanzliche Ernährung also nicht nur zu einem gesünderen Darm, sondern auch zu einer besseren Gesundheit beitragen.

Insgesamt zeigt die Arbeit des PCRM und des Staatsministeriums für Erziehung, Wissenschaft, Forschung und Sport der Slowakischen Republik, dass eine Ernährungsumstellung auf eine pflanzliche Ernährung zahlreiche positive Effekte auf den Körper hat. Insbesondere für Menschen mit Darmproblemen kann eine Umstellung auf eine fleischfreie Ernährung hilfreich sein. Es bleibt jedoch jedem selbst überlassen, welche Ernährungsform am besten zu einem passt. Wichtig ist in jedem Fall, auf eine ausgewogene Ernährung und eine ausreichende Nährstoffversorgung zu achten. Denn so stärken und diversifizieren wir das Mikrobiom im Darm.

Quelle: Hier geht es zu besagter Studie.

Ernährungstipps für ein gesundes Mikrobiom

  • Mehr ballaststoffreiche Lebensmittel wie Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Obst und Gemüse essen. Das klassische Birchermüesli ist ein regelrechter Mikrobiom-Booster.
  • Verarbeitete Lebensmittel und raffinierten Zucker, die das Wachstum von schädlichen Bakterien fördern können, vermeiden.
  • Probiotische Lebensmittel wie Joghurt, Kefir und fermentiertes Gemüse in deine Ernährung einfügen.
  • Antibiotika und andere Medikamente, die das Mikrobiom im Darm beeinträchtigen können, vermeiden oder darauf achten, danach Probiotika einzunehmen. So baut man das Mikrobiom wieder zur vollen Leistungsfähigkeit auf.
  • Ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen, ist wichtig – unter anderem auch, weil es den Darminhalt beweglicher und die Verdauung insgesamt besser macht.
  • Leinsamen, Walnüsse, Chiasamen sind reich an Omega-3 und helfen dabei, Entzündungen im Darm zu reduzieren (die man nicht unbedingt spüren muss, auch wenn sie da sind).
  • Lebensmittel mit vielen gesättigten Fettsäuren – rotes Fleisch, fettreiche Milchprodukte – sind tendenziell nicht gut fürs Mikrobiom. Gut sind hingegen lebendige, fermentierte Lebensmittel wie Sauerkraut und Kimchi, die im Rohzustand gewissermassen ihr eigenes Mikrobiom mitbringen.
  • Vitamin D ist wichtig für eine gesunde Darmfunktion. Wer konsequent vegan lebt und nicht oft an die Sonne kann, sollte allenfalls ein Ergänzungpräparat zu sich nehmen.
  • Tabak und Alkohol sind Genussgifte, die sich auch auf das Mikrobiom ungünstig auswirken.

Im Rahmen der Medienpartnerschaft von Salz & Pfeffer und Soil to Soul erscheinen an dieser Stelle in loser Folge Textbeiträge von Kreativ-Direktorin Lauren Wildbolz rund um das Thema pflanzenbasierte Ernährung. Damit beschäftigt sich die bekannte Zürcher Vegan-Kulinarikerin bereits seit über einem Jahrzehnt. 2010 eröffnete sie das erste vegane Restaurant der Schweiz, seit 2012 führt sie ein gehobene Cateringunternehmen. Wildbolz, die auch als Künstlerin tätig ist, stellt ihr Expertinnenwissen regelmässig als Sprecherin und Podiumsteilnehmerin zur Verfügung, gibt Gastroschulungen für Restaurants und Hotels, produziert Videos und verfasst aktuell ihr drittes Buch.

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Sarah Kohler
Chefredaktorin Salz & Pfeffer

Die diplomierte Journalistin Sarah Kohler ist seit 2011 integraler Bestandteil des Teams, hat im Magazinjournalismus ihre Heimat gefunden und amtet seit Anfang 2021 als Chefredaktorin von Salz & Pfeffer. Sie hasst Kabelsalat, liebt Radieschen und bewegt sich leichtfüssig im sprachlichen ebenso wie im kulinarischen Terrain.

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