«Die eigene Gastronomie bringt einem Unternehmen klare Vorteile, die mit einem externen Caterer wegfallen.»
Nächsten April hängen Sie Ihre Kochjacke an den Nagel. Sind Sie darauf vorbereitet?
Franz Jonke: Absolut. Ich habe vor langer Zeit entschieden, vor dem ordentlichen Pensionsalter mit 63 aufzuhören. Ich begann als 15-Jähriger, in der Küche zu arbeiten, und habe im Beruf immer extrem viel gegeben. Wenn man die Gastronomie auf diese Art und Weise, intensiv und mit Freude, lebt, dann ist es irgendwann genug. Klar kann man auch bis 65 oder länger arbeiten, aber das muss nicht sein.
Sie haben 32 Jahre Ihres Lebens der Gastronomie im Paul Scherrer Institut gewidmet. Was reizte Sie an der Aufgabe?
Als ich hier 1985 die Küchenchefstelle übernahm, fand in der Gemeinschaftsgastronomie ein Umdenken statt. Das Institut suchte explizit einen kreativen Küchenchef. Man wollte vom sturen Denken wegkommen, neue Wege gehen, und gab mir die Möglichkeit, etwas aufzubauen.
Welche Situation trafen Sie an?
Das ganze Restaurant Oase war bedient und subventioniert. Meine Aufgabe war es auch, die Gastronomie als Profit-Center des Unternehmens aus den roten Zahlen zu holen. Als Erstes stellten wir um auf Selbstbedienung, wobei ein kleiner Teil des Restaurants noch heute bedient wird. Dann gab es nur ein Hauptmenü. Wer etwas anderes wollte, musste vorbestellen. Das hoben wir alles auf. Wir entwickelten zuerst das Wochenmenü, dann langsam ein Cateringangebot, und realisierten Bankette. Auf enormen Anklang stiessen Aktionen wie zum Beispiel Schweizer Wochen. Das kannte man damals noch nicht. Ich hätte nie geglaubt, welche Möglichkeiten sich mir hier als Koch eröffnen würden. Ich hatte absolut freie Hand.
Sie traten die Stelle mit einer gewissen Skepsis an.
Ich kannte diesen Branchenzweig schlicht zuwenig. Die Gemeinschaftsgastronomie genoss nicht den besten Ruf. Die Leute redeten damals einfach von einer Kantine. Das Wort verwenden wir übrigens nie, wir sind ein Restaurant. Fakt ist, wir kochen mit den gleich guten Produkten wie die übrige Restauration, benutzen die gleiche Technik. Für mich gibt es nur eine gute und eine schlechte Küche, egal, auf welchem Niveau. Mir war von Anfang an klar, dass wir dafür sorgen müssen, dass die Gemeinschaftsgastronomie den Ruf erhält, den sie auch verdient. Das ist heute weitestgehend der Fall.
Sie haben unzählige Kochwettbewerbe bestritten. Was hat Ihnen dieses Engagement konkret gebracht?
Ich konnte mir ein weltumspannendes Netzwerk von Kollegen und Freunden aufbauen, davon profitiere ich heute noch enorm. Die Wettbewerbe lehrten mich aber auch, exakt, mit einem Zeitrahmen sowie im Team zu arbeiten. Es nützt nichts, kreativ zu sein, wenn das Team nicht harmoniert. Wenn man aber die Schweiz vertreten darf und spürt, dass man international nicht nur mithalten, sondern gewinnen kann, dann stärkt das das Selbstvertrauen enorm. Zudem glaube ich, dass die Gastronomie des Paul Scherrer Instituts direkt von unseren Wettbewerben profitierte, weil diese die Denkkultur fürs Essen im Unternehmen beeinflussten.
Inwiefern?
Für die Teamwettbewerbe trainierten wir immer in unserer Küche. Während der Probeläufe merkte ich, dass die Angestellten begannen, anders zu arbeiten. Zum Beispiel richteten sie plötzlich viel präziser an. Sie sahen natürlich, was wir machen. Und das veränderte den Bezug zu ihren eigenen Aufgaben.