Der Fachkräftemangel ist in der ganzen Schweiz, aber vor allem auf dem Land ein Problem.
Früher war die Sache einfacher. Nach der Lehre ging der Koch auf Wanderschaft, absolvierte eine Saison in den Bergen oder auf dem Schiff, heuerte bei einem Meisterkoch an, bei dem er ackerte wie blöd und so viel Wissen aufsaugte wie möglich. Das Prozedere wiederholte er, bis er genügend wusste – oder aus Erschöpfung den Beruf wechselte.
Für Letzteres entscheiden sich heute erschreckend viele. Der Fachkräftemangel ist in der ganzen Schweiz, aber vor allem auf dem Land ein Problem. Laut Branchenverband Hotel & Gastro Union arbeitet die Hälfte der Nachwuchsköche drei Jahre nach dem Lehrabschluss nicht mehr im Beruf. Diese Entwicklung hat viele Gründe, etwa tiefe Löhne, fehlende Wertschätzung oder mit dem gesellschaftlichen Leben wenig konforme Arbeitszeiten. Die Frage ist, ob auch fehlende Weiterbildungsmöglichkeiten eine Rolle spielen. Insbesondere ambitionierten Handwerkern, also Köchen, die nicht den eidgenössischen Küchenchef erreichen und ihre Tage anschliessend als Küchenmanager mehrheitlich im Büro verbringen wollen, fehle heute eine höhere Ausbildung, sagt 17-Punkte-Koch Stefan Wiesner. In einem ungeheuren Kraftakt versuchte der weit über die Landesgrenzen hinaus bekannte Hexer vom Entlebuch fast im Alleingang, eine Höhere Fachschule für Kulinarik zu gründen. Letztlich scheiterte er am Veto der Arbeitgeberverbände, ohne die eine staatlich anerkannte höhere Weiterbildung nicht möglich ist. Aufgegeben hat Wiesner nicht, im Zusammenhang mit diesem Artikel wollte er sich aber nicht zum Thema äussern.
Auch Rolf Caviezel macht sich seit Jahren stark für die Aus- und Weiterbildung in der Branche. Mit dem Projekt Kids ab an den Herd sensibilisiert er derzeit die ganz Kleinen fürs Thema, vor allem weil an der Volksschule immer weniger praktisch gekocht wird. Profis, die sich günstig zusätzliches Wissen aneignen wollen, empfiehlt der Avantgardekoch die Stiftung Innocuisine, die er vor zehn Jahren mitgegründet hat. Sie ist mittlerweile zu einem in der Schweiz einzigartigen, international vernetzten Kompetenzzentrum für Wissenschaft in der Küche herangewachsen.
Michel Péclard ist für seinen sturen Kopf bekannt. Von Kochen habe er keine Ahnung, sagt der Zürcher Gastronom von sich selbst. Dafür ist der gelernte Buchhalter ein guter Gast und spürt besser als die meisten, was sich verkaufen lässt. Von seinen Köchen fordert Péclard denn auch eine andere Denke. Fixe Schemas oder das Kochlehrbuch Pauli interessieren ihn nicht. Dafür schickt er seine Köche nach Miami oder sonst wo hin, um ein erfolgreiches Konzept zu verstehen und dieses, zurück in der Schweiz, eins zu eins zu kopieren. Damit seine Leute auch bleiben, plant Péclard diesen Herbst eine interne Ausbildung und belohnt langjährige Mitarbeiter wie kein Zweiter.
Einen ganz anderen Ansatz verfolgt Dominik Flammer. Ein Koch profiliere sich über seine Produktkenntnisse und solle sich deshalb auch in diesem Bereich weiterbilden, sagt er. Seit Jahren vernetzt der Autor des Standardwerks «Das kulinarische Erbe der Alpen» ambitionierte Köche mit Bauern und Lebensmittelproduzenten von gleichem Schlag. In seinem Kompetenzzentrum für alpine Kulinarik in Stans will Flammer ab nächstem Jahr genau diesen interdisziplinären Austausch fördern und ausbauen.