Begonnen hat alles mit dem Räuchern von Fischen.
Die Resten der filetierten Brachsmen sind bereits in die Transportkübel verpackt. Der Fang an diesem eiskalten Februarmorgen war gut, Berufsfischer Andy Braschler aus Hurden im Kanton Schwyz ist mehr als zufrieden. Nicht nur mit dem Fang, sondern auch damit, dass Patrick Marxer die Fischresten bei ihm abholt. «Jährlich habe ich bisher über 4000 Franken für deren Entsorgung bezahlt.» Dieser Betrag dürfte sich um einiges reduzieren, denn Marxer verarbeitet einen Teil von Braschlers Fischresten zu einer würzigen und insbesondere in der Gastronomie sehr gefragten Fischsauce.
Die Griechen sollen die Ersten gewesen sein, die sich schon früh mit der Verarbeitung kleiner und kaum verkäuflicher Fische sowie von Fischresten beschäftigten. Die daraus hergestellte Sauce nannten sie Gauros, abgeleitet vom griechischen Wort für Sardellen. Die Römer übernahmen das Fertigungsverfahren und bezeichneten das Produkt fortan als Garum. Nach dem Niedergang des Römischen Reichs lebten die Würzsaucen bis ins 15. Jahrhundert hinein im Byzantinischen Reich weiter. Als sie auch dort verschwanden, entstanden in der frühen Neuzeit in Südostasien vergleichbare Saucen, die sich bis heute als wichtiger Bestandteil der asiatischen Küche etabliert haben.
Mit seinem Kleinunternehmen Das Pure setzt sich Patrick Marxer im zürcherischen Wetzikon schon seit über einem Jahrzehnt nicht nur mit ökologischen Lebensmitteln, sondern auch mit der Verarbeitung von Foodwaste auseinander. Begonnen hat alles mit dem Räuchern von Fischen, später von Fleisch und vielen anderen Zutaten – so räuchert der innovative Zürcher in seiner Manufaktur für seine Kundschaft auch mal Wasser. Bekannt geworden ist Marxer überdies für seine Wurstkurse, an denen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre eigenen Zutaten und Gewürze mitbringen und ihre persönliche Wurst kreieren können. Dass sich der bärtige Hüne als ehemaliger Laborant für Mikrobiologie zusehends mit den Fermentationstechniken auseinanderzusetzen begann, war die Folge all seiner Tüfteleien.
In den letzten Jahren haben sich Marxer und seine Crew vor allem intensiv mit den asiatischen Fermentationstechniken beschäftigt. Entstanden sind unzählige Miso- und Shoyu-Kreationen – und damit Pasten und Saucen, die hauptsächlich der Herstellung von Suppen und Saucen, aber auch als Würzmittel für die unterschiedlichsten Speisen dienen. Die Rohstoffe dafür hat Marxer in erster Linie im Bereich der Lebensmittelresten gefunden: So verwendet er fast ausschliesslich den Bruch, der bei der Reinigung von Hülsenfrüchten oder von den Presskuchen in der Pflanzenölproduktion übrigbleibt, sowie die Resten aus der Gemüserüsterei, der Fisch-und der Fleischverarbeitung.