«Die Auseinandersetzung mit dem Thema Brot lohnt sich für Gastroprofis.»
Brot begleitet die Menschheit seit Jahrtausenden: als Getreidebrei in der Steinzeit, als steinharter Laib im Mittelalter, als Gipfeli zum Mitnehmen oder grosses Brot beim Quartierbeck in der modernen Zeit. Und auch Backen im Privathaushalt ist wieder en vogue, seit Beginn der Pandemie sowieso, es landet auf Magazincovers und füllt Instagramkanäle. Doch Brot ist auch das Nahrungsmittel, das in den Privathaushälten der Schweiz häufig im Müll landet: In der Food-Waste-Hitparade fungiert es regelmässig als trauriger Spitzenreiter. Kurz: Unser Verhältnis zum Brot ist vielseitig, kompliziert, kulturell geprägt und regt zum Philosophieren an. Genau dazu lädt der neu gegründete Verein Brotzeit im März im Luzerner Neubad ein.
«Mit der Eventreihe Brotphilosophie möchten wir das Interesse am Brot nutzen, um Wissen zu vermitteln. Wissen, das zu mehr Verständnis und Wertschätzung gegenüber dem Lebensmittel sowie gegenüber den Produzenten und Produzentinnen führt», erklärt Mareike Biegert, Co-Präsidentin des Vereins. Denn auch wenn die Herstellung von Brot ganz einfach sei – ausser Mehl, Wasser, Salz und Zeit braucht es keine Zutaten –, stecke dahinter eine komplexe Welt. «Betrachtet man die gesamte Wertschöpfungskette, tauchen schon beim Getreide die ersten Fragen auf. Zum Beispiel: Was muss Getreidezüchtung leisten, damit in der Schweiz trotz des sich verändernden Klimas auch weiterhin Brotgetreide angebaut werden kann? Tatsächlich müssen Züchterinnen und Züchter weit in die Zukunft denken», führt Biegert aus. «Schliesslich dauert die Entwicklung einer neuen Sorte bis zur Marktreife etwa 15 Jahre.» Auch wer selber schon viel Brot gebacken hat, kann hier noch etwas lernen.
Gemeinsam mit Emanuel Lobeck von Sobre Mesa hat Biegert für die Veranstaltungen viele illustre Gäste aus der Schweizer Brot- und Backszene ins Luzerner Neubad eingeladen. Auf der Bühne stehen etwa Bäcker Amadeo Arnold, der seinen Sauerteig von 1887 noch heute pflegt, der Eigenbrötler Daniel Amrein, dessen Brote Kultstatus geniessen, sowie der Essensforscher Dominik Flammer, Co-Autor des Buches «Das kulinarische Erbe der Alpen».
Auch für Gastronominnen und Gastronomen sei die Eventreihe spannend, ist das Organisationsteam überzeugt. «Die Auseinandersetzung mit dem Thema Brot lohnt sich für Gastroprofis», sagt Biegert. «Je mehr sie über Aromatik, Verträglichkeit, Lagerung oder Haltbarkeit wissen, desto besser können sie das richtige Brot für ihren Betrieb auswählen.» Für den Verein indes seien Gastronominnen und Gastronomen als Schnittstelle zwischen Herstellerinnen und Herstellern sowie Konsumentinnen und Konsumenten eine wichtige Zielgruppe. «Wir haben bereits einige Ideen für Anlässe speziell für Gastronomen und Gastronominnen im Hinterkopf.»