«Wer sich ein grünes Image verpasst, ohne sich ernsthaft zu kümmern, hat es sich mit dem modernen Gast verscherzt.»
Der Beschluss ist gefasst: Die EU-Kommission will Einwegplastik in Zukunft verbieten, zumindest teilweise. Wenn alles läuft wie geplant, sollen Produkte wie Plastikgeschirr oder Trinkröhrchen bis 2020 aus den Supermärkten verschwinden. Für zugelassene Plastikprodukte gibt es zudem strengere Kennzeichnungspflichten. Die Schweiz zieht bekanntlich nicht nach. Handlungsbedarf gibt es allerdings auch hierzulande; gerade in der Hotellerie und Gastronomie, in der vom Shampoo-Fläschchen bis zur Take-away-Schale nicht eben wenig Plastikmüll anfällt. Da kommt das Hamburger Start-up Tutaka, das sich derzeit auch ein Schweizer Netzwerk aufbaut, gerade recht. Tutaka, gegründet von Franziska Altenrath und Alexandra Herget, ist der erste Marktplatz für nachhaltige Gastro- und Hotelausstattung.
Nachhaltigkeit ist ein geflügeltes Wort, da tut Erklärung not. «Nachhaltigkeit betrifft Ökologie und Ressourceneffizienz», heisst es von den beiden Jungunternehmerinnen, «aber eben nicht nur. Es geht darum, als Betrieb tragfähige Beziehungen aufzubauen, sowohl zum Mitarbeiter als auch zum Gast.» Ernsthaft um deren Wohlergehen und Gesundheit bemüht zu sein, ihnen Gemeinschaftsgefühl und ein Stück Lebensqualität zu bieten, seien dafür die Voraussetzungen. Ökologisch und fair hergestellte Produkte spielten dabei eine grosse Rolle, ist Herget überzeugt: «Sie differenzieren den Gastgeber erfolgreich von Wettbewerbern und wirken sich positiv auf eine neue Generation von Gästen und Arbeitnehmern aus.»
Ecoisten nennen die Start-up-Gründerinnen die Zielgruppe der umweltbewussten Millennials, von der sie annehmen, dass sie dereinst den Ton angeben wird. «Ecoisten sind Menschen, die Nachhaltigkeit wollen», sagt Altenrath, «weil es gut für die Welt ist und ihnen selbst einen Mehrwert bietet.» Letzterer ergibt sich zum Beispiel aus der Haptik und Ästhetik eines Produkts oder durch seine etwaige Wirkung auf die Gesundheit. Der moderne Gast wisse es etwa zu schätzen, wenn er im Hotel auf schadstofffreie Naturkosmetik stosse, statt sich Duschgels mit bedenklichen Ingredienzen auf die Haut schmieren zu müssen, so Herget. «Wir schauten bei der Auswahl unserer Produkte genau hin», sagt sie. «Auf ökologische und soziale Kriterien, aber eben auch auf andere Mehrwerte, die dem Gast, dem Gastgeber und den Angestellten zugutekommen.» Aus diesen Bemühungen resultiert ein spannender Mix aus unterschiedlichen Produkten. So finden sich auf Tutaka zum Beispiel Kleiderbügel aus recyceltem Karton, plastikfreie Alternativen für Trinkhalme, Wattestäbchen und Zahnbürsten, Gläser und Karaffen aus ausgedienten Weinflaschen, Arbeitsbekleidung und Bettwäsche aus Bio-Baumwolle oder Hotelslipper aus recycelten PET-Flaschen. «Viele unserer Lieferanten sind kleine Manufakturen oder Fabriken», sagt Herget, «manches wird sogar noch in Handarbeit hergestellt.»