Sie nahmen dieses Jahr erstmals am Gourmet Festival von St. Moritz teil? Was hat Sie dazu bewogen?
Nicolas Darnauguilhem: Das habe ich mich auch gefragt. Dieses Jahr wollte ich eigentlich wenig bis gar keine externen Veranstaltungen wahrnehmen, um mich voll auf mein Restaurant konzentrieren zu können. Aber zurzeit ist die Pinte des Mossettes geschlossen, für zwei Monate bis Ende Februar. Und ich bin doch sehr stolz, dass man mich eingeladen hat. Es ist eine grosse Ehre, an einem derart prestigeträchtigen Anlass dabei sein zu dürfen.
Ende Februar geht es also wieder los.
Die Ferien gehen immer schnell vorbei. Ich bin eigentlich immer an etwas dran, sammle Ideen, bereite die neue Saison vor, überarbeite Menüs, entwickle das Unternehmen weiter und kümmere mich um alle Dinge, für die ich sonst nie Zeit habe. Ich bin nicht nur der Koch, sondern auch der Inhaber. Wir haben keine Investoren und müssen sehr präzise kalkulieren.
Wie viele Mitarbeiter haben Sie?
Nicht viele. In der Küche sind wir fünf, drei im Service, dazu kommt ein Gärtner.
Das Restaurant Pinte de Mossettes liegt relativ abgelegen in den Alpen. Wieso haben Sie sich für diesen Ort entschieden?
Das Haus hat eine gewisse Aura. Zudem liebe ich diese Region. Meine Leidenschaft für die Küche entstand im Garten meiner Familie in Frankreich. Im Urlaub erlebte ich als Kind jeweils, wie meine Urgrossmutter und meine Grossmutter Gemüse ernteten und in die Küche trugen. Dort entdeckte ich die Magie des Kochens. Diese hatte ihren Ursprung im Garten. In meiner Idealvorstellung ist ein Restaurant komplett ins Terroir der jeweiligen Region eingebettet. In der Pinte des Mossettes arbeiten wir hauptsächlich mit Lebensmitteln, die im Umkreis von 50 Kilometern ums Restaurant herum entstehen. Da gibt es Seen, die Alpen sowie Zugang zum Garten. Schön ist auch: Die Leute kommen gerne hierher. Wir sind geografisch gut gelegen. Eine Stunde von Lausanne oder eine Stunde von Bern entfernt.
Sie produzieren sogar eigenen Wein?
Das ist ein Projekt meines Sommeliers. Er keltert bei uns Wein aus Trauben, die er im Wallis einkauft. Ich selbst mache keinen Wein, dafür fehlt mir die Zeit. Dafür produzieren wir eigene Brände und eigene Essige. Deshalb mag ich externe Veranstaltungen nicht besonders. Weil ich dort nicht mit meinen Produkten arbeiten kann. Es sind nicht meine Lieferanten, nicht meine Zutaten und es reflektiert nicht die Identität meines Restaurants. Meine Küche ist nicht sehr spektakulär, ich fokussiere mich voll auf den Geschmack. Ich versuche eine starke kulinarische Identität zu schaffen – und diese hat den Ursprung in den Alpen.
Ihre Küche ist aufwendig, die Platzzahl im Gastraum auf 24 Plätze beschränkt, wie kommen Sie finanziell durch?
Gute Frage – ich habe keine endgültige Antwort darauf. Wir arbeiten durchaus rentabel. Das Problem ist, dass wir in der Spitzengastronomie sind, was bedeutet, dass wir Teil der Luxusindustrie sind. Allerdings verfüge ich nicht über die Mittel dieser Industrie. Dennoch erwarten unsere Gäste, dass das Erlebnis stimmt – von der Tischdecke bis zum Geschirr. Ein Restaurant ist mehr als nur ein Koch. Es ist das Gesamterlebnis, das zählt. Aber das kostet. Die Rentabilität ist ein schwieriges Thema, über das ich aktuell viel nachdenke.