«Perfekt gekochte Gerichte reichen schlicht nicht aus.»
Gut gelaunt empfängt uns Ale Mordasini im Dielsdorfer Industriegebiet vor einer unscheinbaren Garage. Darin steht ein originalgetreuer Nachbau der Kücheninfrastruktur, die er Ende September am Weltfinale des Bocuse d’Or in Lyon antreffen wird. Seit 18 Monaten tüfteln Mordasini und sein Commis Manuel Hofer hier an ihrem Programm, feilen an den einzelnen Komponenten, immer und immer wieder. «Es gibt einige schwierige Kochwettbewerbe, aber der Bocuse d’Or spielt in einer eigenen Liga», sagt Mordasini. Übertragen aufs Tennis sei er vergleichbar mit Wimbledon, Spitzensport auf jeden Fall.
An der Wand der Garage, gegenüber der Küche, hängen, sorgsam eingerahmt und ausgerichtet, Mordasinis bisherige Wettkampferfolge. Da wäre zum Beispiel das Diplom für den Gewinn der Weltmeisterschaft mit der Junioren-Nationalmannschaft 2014 in Luxemburg. Oder die Bronze-Medaille für den dritten Platz, erkämpft als Teil des Nationalteams zwei Jahre später an der Olympiade der Köche in Erfurt. Bei Lichte betrachtet, befindet sich Mordasini seit 2013 fast durchwegs im Wettkampfmodus. Anfang 2019 gewann er in Bern den Goldenen Koch und qualifizierte sich damit automatisch für das Europafinale des Bocuse d’Or, das im Oktober 2020 in der estnischen Hauptstadt Tallinn über die Bühne ging.
Dort dominierten Köche aus dem Norden: Das Duo aus Norwegen triumphierte vor jenem aus Dänemark und Schweden. Das kommt nicht von ungefähr. «In diesen Ländern bereiten sich die Teams seit Jahren intensiv auf den Wettbewerb vor, darum sind sie dermassen erfolgreich», erklärt Mordasini. In der Schweiz legte sein Vorgänger Mario Garcia die ersten Strukturen für eine professionelle Vorbereitung. Die Trainingsküche ist dabei nur ein Mosaikstein. Neben zwei Coaches kann Mordasini unter anderen auf einen Mentaltrainer, einen Designer sowie einen Social-Media-Crack zurückgreifen.
Doch was braucht es eigentlich, um den Bocuse d’Or zu gewinnen? «Seit Tallinn wissen wir: Perfekt gekochte Gerichte reichen schlicht nicht aus», sagt Mordasini. Die Teller und der Geschmack seien zwar wichtig, aber trotzdem nur ein kleiner Teil des Ganzen. «Es geht darum, das Publikum mitzureissen, eine choreografierte Show mit rotem Faden und überraschenden Elementen abzuliefern.»