Das Ganze wirkt zu Beginn einigermassen irritierend, aber der Gag geht auf.
Elena Schweizer sei vor Freude fast an die Decke gesprungen, als sie von ihrem Berufsbildner Roger Brendel erfuhr, dass sie die erste Ausgabe des Videowettbewerbs #SVGfuture gewonnen hatte. So erzählt es der 40-Jährige, spürbar stolz, am Telefon.
In seiner Funktion als stellvertretender Leiter Gastronomie untersteht Brendel auch die Ausbildung der derzeit sechs Lernenden der Gastronomie im Spitalzentrum Oberwallis. Anfang 2022 las er im Newsletter des Schweizer Verbands für Spital-, Heim- und Gemeinschaftsgastronomie (SVG) von dem neuen Videowettbewerb für Lernende. Er schlug seinen Schützlingen daraufhin vor, bei Interesse jede und jeden dabei zu unterstützen. «Elena war die Einzige, die sich meldete», erinnert sich Brendel.
Ziel des Projekts #SVGfuture ist es, dass Lernende ihren eigenen Beruf in einem selbst gedrehten Video vorstellen. Dieses wird auf dem Instagram-Kanal des SVG vom Publikum sowie separat von einer Fachjury bewertet. Als Preis winken 500 Franken. Beim Verband erhofft man sich damit, nicht nur mehr Jugendliche zu erreichen, sondern auch einige für eine Laufbahn in der Gemeinschaftsgastronomie zu begeistern.
Um es vorwegzunehmen: Für ihr Video beschritt Schweizer einen speziellen Weg. Sie liess ihren Küchenchef, dessen Stellvertreter, den Patissier sowie eine Lernende ihre eigene Geschichte in der Ich-Form erzählen. Das Ganze wirkt zu Beginn einigermassen irritierend – zum Beispiel wenn der Küchenchef mit bayrischem Akzent und breitem Schmunzeln sagt, er befinde sich im zweiten Lehrjahr –, aber der Gag geht auf und man erfährt nebenher einiges über den Berufsalltag der 18-Jährigen.
Zum Beispiel dass sie gerne Unihockey spielt (wenn es die Arbeitszeiten denn erlauben) und mit Freunden «vorna» (Walliserdeutsch für «draussen») ist. Oder dass in ihrer Küche 26 Personen mit insgesamt sieben Nationalitäten arbeiten. Für den kreativen Schnitt des Videos wurde die Lernende dann von Brendel tatkräftig unterstützt.
Aufgewachsen ist Schweizer in Baltschieder, einem 1000-Seelen-Dorf wenige Kilometer von Visp entfernt. «Ich habe mich für die Kochlehre entschieden, weil ich gerne mit Lebensmitteln arbeite und es schön finde zu sehen, was daraus wird», sagt sie. Vor allem aber mache sie anderen Menschen gerne eine Freude. Auch das ist eine der schönen Seiten des Kochberufs. Ein bisschen vorbelastet sei sie dann doch, meint sie. «Mein Vater so- wie einige meiner Onkel sind ebenfalls gelernte Köche.»
Zirka 400 Mahlzeiten werden im Spitalzentrum Oberwallis in Visp mittags produziert, etwa 190 davon auf dem Band für die Patientinnen und Patienten sowie für Externe. Die Vorgabe des Managements sei klar und denkbar einfach: «Das Essen muss einfach gut schmecken», sagt Urs Wandeler, Leiter Gastronomie.
Von den bisher durchlaufenen Posten gefiel Schweizer jener des Entremetiers am besten. Im dritten Lehrjahr wartet nun die Patisserie. Was sie nach der Lehre machen will – und was nicht –, weiss sie bereits. Wanderjahre im Ausland, also ausserhalb des Wallis, reizen sie nicht, dafür hätte sie gerne im Militär gekocht. «Allerdings müsste ich dafür die Rekrutenschule absolvieren und das geht dann doch zu weit», sagt sie. Wahrscheinlicher ist es, dass sie sich mit ihrem Vater zusammentut und mit ihm in der Heimat etwas Gastronomisches auf die Beine stellt.