«Selber tat ich die Idee anfänglich als Spinnerei ab.»
Sechs oder sieben sei er gewesen, als er das erste Mal bewusst einen Nodino aus der nahegelegenen Käserei auf die Gabel gespiesst und dann Schicht für Schicht von dem zart-fasrigen und sämigen Käslein abgebissen habe. Dieses prägende Erlebnis wurde für den Winterthurer Roberto De Matteis während der Ferien in der elterlichen Heimat Apulien zum Ritual. «Kaum waren wir angekommen, wollte ich schon hinüber zur Käserei und mir die Nodini holen, erinnert er sich gern an diese Zeit.
30 Jahre später verbringt De Matteis mit Freunden einige Tage auf einem Agriturismo in der Nähe von Brindisi und entdeckt in der Nachbarschaft eine Käserei mit einem Mozzarellaio – wie man den Käser nennt, der Mozzarella, Nodini, Fior di latte und verschiedene andere sogenannte Filata-Käse herstellt. Fasziniert vom Handwerk, beginnt im Winterthurer die Idee zu reifen, die er einige Jahre später mit seiner Idea Salentina AG in der ehemaligen Maggi-Fabrik im zürcherischen Kemptthal schliesslich umsetzt. Der versierte Versicherungs-Mathematiker verabschiedet sich von seiner erfolgreichen Karriere bei einer Rückversicherung und wagt den Sprung ins kalte Wasser – oder quasi in die kalte Milch. «Selber tat ich die Idee anfänglich als Spinnerei ab, wusste ich doch weder über die Milch noch über das Käsereihandwerk auch nur das Geringste,» erzählt er heute. «Ich musste einiges an Lehrgeld bezahlen.»
Das hat sich allerdings gelohnt: Die Käsespezialitäten von De Matteis gehören in der Schweiz inzwischen zur Extraklasse. Und zu den raren Delikatessen, die nichts mehr sind als Häppchen in einem Markt, in dem trotz grosser Käsenamen wie Emmentaler, Greyerzer und Sbrinz längst mozzarella-ähnliche Industriekäse die Spitze in der Produktion besetzen. Rund sechs Prozent der gesamten schweizerischen Milch wurde 2019 zu Mozzarella verarbeitet, was einer Menge von rund 200 000 Tonnen entspricht. «Mit den 1200 Litern Milch, die wir hier in der Latterìa della valle Kempt wöchentlich verarbeiten, sind wir wirklich nur eine Mikro-Käserei», so De Matteis. Daran werde sich auch künftig wenig ändern: «Wenn ich statt zweimal in der Woche vier- oder fünfmal käsen würde, ginge die Freude am schönen Handwerk verloren.» Denn was De Matteis in der stetig dampfenden Produktionsstätte leistet, ist Knochenarbeit, die er längst nicht mehr alleine bewältigen kann. Inzwischen beschäftigt er drei Mitarbeiter. «Sie sind wesentlich am Erfolg beteiligt», so De Matteis.